Christine Brunnsteiner begleitet ältere Frauen in Eisenerz auch durch die Zeit der Corona-Krise.
Mit gleichgesinnten Freiwilligen betreuen Sie im Verein „Wir für uns“ ältere Frauen in Eisenerz. Wie erleben sie diese Zeit mit ihren Einschränkungen?
CHRISTINE BRUNNSTEINER: Es ist so etwas wie Verwunderung, was meine Schützlinge empfinden. Ich möchte sagen: Man ist es nicht gewöhnt. Einige der Damen gehen ohnehin nicht viel aus, aber normalerweise haben sie die Möglichkeit, es zu tun. Jetzt gibt es diese Möglichkeit gar nicht. Aber insgesamt sind die Älteren sind in vielerlei Hinsicht entspannter, weil sie schon ganz andere Zeiten erlebt haben.
Wie gestaltet sich unter den jetzigen Bedingungen der Alltag?
BRUNNSTEINER: Unsere Gruppe besteht aus etwa 20 bis 30 älteren Damen, mit denen meine zwei Mitstreiter und ich derzeit fast täglich am Telefon in Kontakt sind. Eines fällt mir dabei auf: Ich erfahre jetzt wesentlich mehr über sie als bei unseren gemeinsamen Treffen, bei denen man sich persönlich oft nicht gut austauschen kann.
Und Ihr eigener Alltag?
BRUNNSTEINER: Ich bin ganz entspannt. Da ist der Verein und ich schreibe viel, zum Beispiel an einem Biografien-Projekt. Mir macht diese Veränderung, die wir erleben, gar nichts aus.
Haben Ihre Schützlinge alles, was sie brauchen?
BRUNNSTEINER: Wir sind da sehr gut organisiert, auch dank der Hilfe von Jüngeren, die zum Beispiel einkaufen gehen. Außerdem haben die älteren Frauen eine gewisse Reserve. Manche Dinge haben die einfach seit jeher zu Hause. Dazu kommt, dass sie aus Allem etwas machen können. Schon als junge Frauen mussten die Familie mit relativ einfachen Mitteln versorgen, das bewährt sich jetzt. Eine hat mit erzählt, sie holt gerade Brennnesseln aus dem Garten und macht Nockerln daraus. Diese Generation hat eine Lebensweisheit, die sie jetzt nutzen können.
Was wird das Erste sein, wenn sich wieder alles normalisiert?
BRUNNSTEINER: Wir werden unser Projekt des Generationengartens wieder angehen, weil da ist viel liegen geblieben in dieser Zeit. Alle freuen sich darauf, dass wir uns wieder treffen, auf den Bankerln sitzen und die Natur genießen.
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Christine Brunnsteiner hat den Verein „Wir für uns“ gegründet und betreut mit freiwilligen MitstreiterInnen ältere Frauen in Eisenerz. Sie möchte daraus ein Vorzeigeprojekt für eine solidarische Generationengemeinschaft in der Steiermark machen.
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