Doris Kampus – Der Alltag normalisiert sich wieder

Sozial-Landesrätin Doris Kampus zur Corona-Krise: „Die Menschen schauen aufeinander.“

 

Kann man das, was wir mit Corona erleben, auch als Abenteuer bezeichnen?

DORIS KAMPUS: Nein, wir erleben kein Abenteuer. Das Coronavirus hat uns vor sehr große Herausforderungen gestellt. Mit den einschneidenden Maßnahmen hat sich unser gesamtes Leben verändert. Zehntausende Menschen sind betroffen, weil sie ihren Arbeitsplatz verloren haben oder in Kurzarbeit sind. Durch die Ausgangsbeschränkungen sind vor allem ältere Menschen ganz besonders betroffen und herausgefordert. Das soziale und gesellschaftliche Leben war ja weitgehend eingefroren. Auch die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Sozialbereich, aber auch im Lebensmittelhandel, haben große Herausforderungen bewältigen müssen.

Wie gehen Sie persönlich mit dieser Situation um?

KAMPUS: Auch für mich hat sich der Alltag grundlegend geändert. Großteils habe ich in der ersten Phase wie viele andere auch Home-Office gemacht. Nach und nach normalisiert sich der Arbeitsalltag in den letzten Tagen wieder. Aber auch bei mir zu Hause war natürlich das Leben ein anderes. Wir haben viel mehr Zeit als sonst mit einander verbracht. Ich verstehe als Mutter einer behinderten Tochter sehr gut, wie schwierig es ist, alles unter einen Hut zu bringen.

Was ist das Positive daran?

KAMPUS: Ganz besonders möchte ich hervorheben, dass der Zusammenhalt in der Steiermark gestärkt worden ist. Ganz schnell haben sich Nachbarschaftshilfen in vielen Gemeinden gebildet. Die Menschen in der Steiermark schauen aufeinander, viel mehr als früher. Solidarität hat einen neuen Stellenwert bekommen. Und es hat sich gezeigt, dass vor allem die Frauen die wahren Systemerhalterinnen sind.

Senioren gelten als eher gefährdet, es gibt eine Welle von Aufmerksamkeit und Hilfsbereitschaft für sie. Ändert Corona den Stellenwert der Älteren in der Gesellschaft?

KAMPUS: Gerade der Umgang mit den Seniorinnen und Senioren hat eine neue Qualität angenommen, indem wir eben keinen direkten Kontakt miteinander haben konnten. Abstand halten war die neue Nächstenliebe, das war berührend und außerordentlich positiv in den vergangenen Wochen. Die Corona-Krise hat uns allen aber vor Augen geführt, wie wichtig der persönliche Kontakt zueinander ist und wie sehr es uns fehlt, wenn wir nicht zusammenkommen können. Insbesondere die Hilfe der Jungen für die ältere Generation hat gezeigt, dass unsere Gesellschaft zusammenhält.

Was werden Sie als erstes tun, wenn die Beschränkungen halbwegs aufgehoben sind?

KAMPUS: Politisch weiter mit Hochdruck daran arbeiten, dass die Folgen der Corona-Krise möglichst rasch bewältigt werden können. Privat freue ich mich, wie vermutlich viele, darauf, meine Mama wieder zu sehen.

 

Beitrag veröffentlicht am 28. April 2020
Bildquelle: Land Steiermark