Aus Hans Jud spricht die Begeisterung, die Lebensfreude. Mit jedem Satz, jedem Wort, jeder Silbe bringt er zum Ausdruck, was ihn bewegt. Jahrzehntelang war es seine Arbeit als Familienrichter und noch länger schon sind es seine alten Autos. Gut, am Anfang in der Studienzeit waren es keine Oldtimer, sondern einfach nur – dem schmalen Studentenbudget geschuldet – „alte Autos“.
Nicht überpflegt, aber dafür billig, und den Reparatur und Wartungsstau der Vorbesitzer hat Hans Jud neben dem Studium in den Griff bekommen. In dieser Zeit ist auch die Geschichte entstanden, dass der junge Jurist immer eine Handvoll Vergaserdüsen in der Hosentasche hat. Man weiß ja nie, ob man nicht schnell eine braucht, weil der Motor wieder spuckt und stottert.
Hans Jud geht es immer um das „Warum“. Eine Grundsatzfrage, die ihn als Richter täglich beschäftigt hat. Diese Frage stellt sich heute auch, bei fast jedem seiner zehn Oldtimer. Warum wird der Motor heiß, warum fällt sporadisch eine Anzeige aus, warum läuft die Maschine unrund? Und die Antworten halten den Pensionisten jung, weil man sich täglich mit der Lösung eines Problems beschäftigt. Die Filmreihe „Zurück in die Zukunft“ passt also perfekt. Aus der Vergangenheit die Aufgaben für die Zukunft entstehen lassen. Und genauso wie der junge Michael J. Fox mit seinem DeLorean durch die Zeiten gesprungen ist, so hat auch Hans Jud einen der seltenen Flügeltürer in der Garage stehen, um die Vergangenheit mit der Zukunft zu verbinden. Und er schraubt nicht nur, er fährt auch.
Mit dem DeLorean war er in Irland im Werk bei einem Treffen. Seinen Rennjaguar, einen XK120 OTS (steht für open two seater), jagt er bei historischen Bergrennen in Rekordtempo den Pokalen nach. Und mit seinem Datsun 240 Z fährt er in Graz herum. Was ihm daran gefällt? Ein Auto mit tollem Sound und echten Fahrqualitäten, der von außen einfach nur aussieht wie ein „alter japanischer Reiskocher“, in der Szene würde man sagen, ein ehrlicher „shitlooker“ (wird hier aus Gründen der Etikette nicht übersetzt). Ein Oldtimer ist für Hans Jud ein Fahrzeug, in dem man sich in die Jugend zurückversetzen kann. „Er riecht anders, fährt sich anders, ohne den ganzen elektronischen Schnickschnack, unvermittelt, ehrlich…“ Das schätzt der ehemalige Richter übrigens auch an der Oldtimerszene. Das sind Leute aus allen Berufsgruppen: Mechaniker, Richter, Tischler, Rechtsanwälte, Professoren, ja sogar Moderatoren soll es in der Szene geben. Und man trifft sich und tauscht sich aus, führt Benzingespräche, löst Probleme, lacht und bleibt unter seinesgleichen jung.
Und so ist es für Hans Jud auch immer ein Erlebnis, in andere Garagen und Oldtimerwelten einzutauchen. Bei Herbert Fellner, einem Professor für Fahrzeugtechnik an der FH Joanneum, hat er einen Stammplatz in der Garage. Hier stehen weitere Pretiosen, die exemplarisch die Bandbreite der historischen Fahrzeuge offenbaren. Vom Morgan Threewheeler mit knapp 40 PS bis zur AC Cobra mit mehr als 400 PS. Was den Maschinenbaudoktor Herbert Fellner am Oldtimer reizt? Dass man die Technik von damals – wenn man sie einmal verstanden hat – auf die Autos von heute übertragen kann. Also auch hier wieder das Motto „Zurück in die Zukunft“: Versteh das Gestern, dann bist du gut gerüstet für das Morgen. Und auch für den Morgan. Oder den DeLorean. Oder den Jaguar…
Übrigens: Hans Jud wollte als Richter gar nicht in Pension gehen und hat sogar die Republik geklagt, um länger arbeiten zu dürfen. Diesen Prozess hat er verloren. Aber dafür ein Riesenstück Lebensfreude gewonnen. Denn zur Pensionierung hat er sich wieder ein Projekt gekauft, ein Rennauto von früher, den Lancia Delta Integrale, mit dem er sich nach England, Japan und Deutschland nun auch ein Stück Italien in die Garage geholt hat.