Eine geschlechtergerechte Stadtplanung rückt die Bedürfnisse von Frauen verstärkt in den Fokus. Die Qualitätsverbesserungen, etwa im Wohnbau, auf Straßen und Gehwegen, in Parks sollen allen zugutekommen.
„Stadtplanung ist nie geschlechtsneutral“, stellt die Wiener Stadtplanerin Eva Kail gegenüber orf.at fest. Die Städte der Welt haben sich lange Zeit nach den Bedürfnissen von Männern gerichtet. Geschlechtergerechte Stadtplanung bezieht auch jene von Frauen mit ein – das meint beispielsweise die Gestaltung von Parks und Straßen genauso wie den Wohnbau.
„Um Städte und Kommunen sicherer für alle Menschen zu gestalten, reichen oft bereits kleine Veränderungen wie eine bessere Beleuchtung oder die Belebung von öffentlichem Raum wie Parks, Plätzen und Wartebereichen aus. Ein konsequentes Gender Planning erfordert einen Umbau von Städten – nämlich den Rückbau der Zonierung und eine Reduzierung des Autoverkehrs hin zu mehr Mischnutzung und Langsamverkehr“, heißt es dazu von Zukunfts- und Trendforscherin Ooona Horx-Strathern im Home Report 2021.
Wien gilt seit den 1990er Jahren als Vorreiter in punkto geschlechtergerechte Stadtplanung. Seit 2005 ist „Gender-Budgeting“ Bestandteil des Budgetprozesses der Stadt Wien. Einer von vielen Aspekten: In der Seestadt Aspern, einem der größten Stadtentwicklungsgebiete Europas, tragen alle Straßen, Plätze und Parks Namen bekannter Frauen. Ansonsten verhält es sich in Wien so: 6.700 Verkehrsflächen erinnern an Männer, knapp 500 an Frauen. Der Rest ist nicht personenbezogen.
Im Alltag gibt es deutliche Unterschiede in der Mobilität: Frauen gehen mehr zu Fuß, Männer fahren mehr Auto – das zeigte auch eine Umfrage des VCÖ aus dem Jahr 2017. Breitere Gehwege sorgen daher beispielsweise für mehr Komfort und höhere Verkehrssicherheit. Eine Stadt der kurzen Wege erlaubt es auch gerade jenen, die den Großteil der Care-Arbeit leisten,
Unter „Building Equality“ nimmt Horx-Strathern auch Bezug auf Initiativen und Netzwerke, die sich weltweit für die Förderung von Frauen in der Architektur- und Baubranche einsetzen. Da es mehr Daten zum Verhalten von Frauen, zu ihren Bewegungsmustern und ihren Bedürfnissen in der gebauten Umwelt verfügbar sind, können diese als Grundlage für ein gendergerechtes Bauen und Planen genutzt werden.