Viele haben in den vergangenen Monaten regelrecht verlernt, miteinander zu diskutieren. Auch das Vertrauen in die Politik ist deutlich gesunken.
Das Austrian Democracy Lab hat die direkten Auswirkungen der Pandemie auf die Einstellungen zur Demokratie erhoben. Die Universitäten Krems und Graz haben dazu 4500 Menschen befragt. „Der Umgang mit anderen Meinungen ist ungewohnt geworden, weil es an zufälligen Begegnungen im öffentlichen Raum, im Park, auf der Straße, im Lokal fehlte“, stellte man fest. Es ist schwieriger geworden, andere Meinungen zu respektieren. „Das trübt das Vertrauen ineinander und in der Folge auch in die Politik“, so der Befund. Projektleiterin Karin Praprotnik: „Menschen, die weniger anderen Menschen vertrauen, sind auch weniger zufrieden mit der Demokratie.“
Nur noch 69 Prozent der Befragten sahen die Demokratie zwischen Mitte März und Mitte Mai gut oder sehr gut funktionieren. Es ist der bisher niedrigste gemessene Wert. Davor lag die Zahl stets deutlich über 70 Prozent. Im Europavergleich liegt Österreich im vorderen Drittel. Stärker im Minus fanden sich nur wenige Länder, darunter Deutschland, Malta und Kroatien.
Es sei die Aufgabe der Politik, diese Werte wieder zu verbessern, so die Forschenden – aber nicht nur. „Demokratie heilt sich nicht von selbst“, sagt Daniela Ingruber von der Donau-Uni Krems. Eine Demokratie halte es aus, wenn in einer Krisensituation für eine beschränkte Zeit manche Freiheit eingeschränkt wird. Zur Normalisierung sei es wichtig, Vertrauen zu fördern und hinzuhören, so Ingruber. Gerade für Gesellschaften in Krisen ist das wichtig.