Die wichtigsten Antworten auf alle Fragen rund um die „artgerechte Betreuung“ von historischem Kulturgut…
Zugegeben, das heurige Oldtimerjahr ist so gut wie vorüber. Aber: Das Einwintern fällt gleich leichter mit der Aussicht auf das nächste große Abenteuer im nächsten Jahr. Wie wär´s mit einer Oldtimerrallye?
Ich muss vorausschicken, dass ich schon seit knapp 20 Jahren solche Rallyes fahre und sogar schon die eine oder andere gewonnen habe. Deshalb maße ich mir an, Ihnen – geschätzte Leserin, werter Leser – Tipps zu geben, wie man so ein Vorhaben in die Tat umsetzt. Und nächstes Jahr – das passt! Es braucht nämlich Vorbereitung und Vorwissen. Daher habe ich hier für Sie die fünf wichtigsten Fragen rund um Oldtimerevents zusammengefasst – inklusive meiner Antworten!

01. Kann jedes Auto an einer Oldtimerrallye teilnehmen?
Klare Antwort: Nein! Viele bekannte und renommierte Veranstaltungen, wie die Südsteiermark Classic (20. bis 23. April 2022) oder die Ennstal Classic (20. bis 23. Juli 2022), lassen nur Fahrzeuge bis zum Baujahr 1972 an den Start. Je älter, desto besser, je seltener, desto eher bekommen Sie einen Startplatz, denn beide Veranstaltungen sind permanent überbucht. Internationale Veranstaltungen wie etwa die Mille Miglia in Italien schränken noch mehr ein: Bei der „Mille“ dürfen nur Autos an den Start, die bei der historischen Mille von 1927 bis 1957 gestartet sind. Aber ich würde ohnehin raten, einmal kleiner und regional zu beginnen.
02. Was kostet die Teilnahme?
Vorausgesetzt, Sie haben ein gut ausgestattetes und rallyetaugliches Fahrzeug, liegt das Startgeld zwischen knapp 400 Euro – etwa für die Murtal Classic (3. bis 5. Juni 2022) bei 2.500 – und 3.000 Euro für die größten österreichischen Veranstaltungen und bei 10.000 Euro für die Millie Miglia (inkl. Hotels und Sponsor-Uhr).
„Sie brauchen auf jeden Fall einen nervenstarken Beifahrer und eine belastbare Beziehung.“
03. Was muss ich im Auto für eine Rallye dabeihaben?
Kurze Antwort: Kommt drauf an… Wollen Sie Spaß haben oder haben Sie – wie ich – den Anspruch, vorne mitzumischen – dann wird’s aufwendig. Ohne ins Detail zu gehen: Sie brauchen für den zweiten Fall eine coole Beifahrerin oder einen nervenstarken Beifahrer und eine belastbare Beziehung, das ist das Wertvollste, den Rest können Sie mit Geld kaufen: Sie brauchen einen mechanischen Wegstreckenzähler (Halda), der vom Tacho abzweigend den gefahrenen Weg auf zehn Meter genau anzeigt, rechnen Sie dafür inkl. Einbau 2.000 bis 3.000 Euro. Sie benötigen mindestens zwei gute, mechanische Stoppuhren mit Schleppzeiger (ab 400 Euro), und einen Satz Schnitt-Tabellen, die druckt man im besten Fall selbst aus. Ja und dann müssen Sie nur mehr wissen, wie´s geht!
04. Wie funktioniert eine Oldtimerrallye?
Sie bekommen beim Start ein Roadbook ins Auto, mit der Wegbeschreibung. Das sind bis zu 100 Seiten starke Bücher, mit tausenden „Chinesenzeichen“, also aufgezeichneten Kreuzungen, Kirchen, Brücken etc. Gelesen wird von unten nach oben! Darin finden Sie, auf zehn Meter genau eingezeichnet, die Angabe, was zu tun ist (abbiegen, gerade weiter…) – und spätestens jetzt macht es Sinn, einen Wegstreckenzähler im Auto zu haben und nicht nach Kilometerzähler zu fahren, der ja nur 100 Meter genau anzeigt.
Finden Sie einmal den richtigen Weg, so gibt es nun zwei Arten von Sonderprüfungen. Bei Schnittprüfungen fahren Sie eine bestimmte Strecke in genau dem Schnitt, den der Veranstalter vorgegeben hat (z. B. 42 km/h). Dafür brauchen Sie jetzt die Schnitt-Tabellen, die Stoppuhr und wieder den Wegstreckenzähler. Und es gibt noch die sogenannten Timing-Prüfungen. Hier fährt man z. B. auf einer abgesteckten Strecke genau sieben Sekunden von A nach B. Dafür braucht es einen exakt zählenden Beifahrer und eine Stoppuhr. Und das war’s auch schon. Ach ja, hätte ich fast vergessen: Jede Hundertstelsekunde Abweichung bedeutet einen Strafpunkt. Sieger ist der mit den wenigsten Punkten, ein paar hundert kommen bei jeder Rallye zusammen, im besten Fall. Klingt einfach und logisch. Aber wer vorne dabei sein will, braucht jetzt nur noch Übung.
05. Und was ist da dran lustig?
Für mich persönlich ist es neben der geistigen Herausforderung das Treffen mit vielen oldtimerbegeisterten Menschen. Wenn man gleiche Interessen hat, dann findet man über alle sozialen Schichten Menschen, mit denen man was zu besprechen hat. Man trifft Promis wie einen Peter Kraus, der in seinem AC Bristol einfach nur „einer von uns“ ist, der mit dir lacht und scherzt. Ich habe bei Rallyes schon Patrick Dempsey kennen gelernt, oder Hans Knauss, oder einfach nur den begnadeten Schrauber von nebenan. Die dabei geführten „Benzingespräche“ über Autos, Heldentaten und Missgeschicke sind ganz oft eine gedankliche Reise in die Vergangenheit. Und seien wir ehrlich: Wer macht die nicht gerne, vor allem wenn man schon viel erlebt hat wie wir alle.
Übrigens: Die Fotos haben wir im Rahmen der heurigen Ennstal Classic gemacht, die ich als Copilot meines Freundes Jakob Gailhofer bestreiten durfte. Wir haben als Team zum ersten Mal eine Rallye bestritten und haben es auf den Gesamtrang 13 von 227 Teilnehmern geschafft. Ich weiß, das ist kein Sieg. Aber wir kommen wieder im nächsten Jahr! Und wer jetzt noch Fragen dazu hat, der kann mich für noch mehr Details gerne über die Abenteuer-Alter-Redaktion erreichen unter: office@abenteueralter.at