Wo Peter Rosegger im Gärtnerhaus schrieb, vier Millionen Werke archiviert sind und das Franzosenkreuz an Kämpfe um Graz erinnert: All das versammelt die Tour „Die Belesene“ aus dem Buch „10.000 Schritte in und um Graz“, die auf reizvollen Wegen über den Rosenhain nach Andritz führt. Jeder Schritt zählt!

Am Geidorfplatz, im Herzen des Viertels, war einst das „Dorf am flachen Land“, wie die mittelhochdeutsche Bezeichnung Gaidorf auch heute noch verrät. Aus allen Richtungen kann man zum Ausgangspunkt einer Tour anreisen, die auf rund 10.000 Schritten über den Rosenhain nach Andritz führt. Die Heinrichstraße ist zwar wegen des Verkehrsaufkommens keine von der idyllischen Sorte, sie führt aber schnurstracks zum Fuße des Rosenhains.
Ein kleiner Schlenker leitet auf das Universitätsgelände, direkt vor dem ReSoWi-Zentrum biegt man rechts in die Universitätsstraße ein, um einen Blick auf die Universitätsbibliothek der Karl-Franzens-Universität zu werfen. Hier könnte man sich übrigens Wissen aus vier Millionen Werken aneignen.

Pionierin der Medizin
Zurück Richtung Heinrichstraße wird selbige gequert, um an Haus Nummer 45, der Klöcher-Perle, in den Rosenberggürtel einzubiegen. An der nächsten Kreuzung geht es rechts in die Aigner-Rollett-Allee. Der Straßenname erinnert an Oktavia Aigner-Rollett, eine Pionierin der Frauen-Medizin. Sie schloss ihr Studium 1905 ab und wurde die erste Ärztin in Graz und der Steiermark. Linker Hand schweift der Blick bald über die Rosenhainteiche.
Rechter Hand liegt das Universitätssportzentrum – aus Studierendensicht legendär vor allem für seine USI-Feste. Gleich daneben toben sich Vierbeiner auf der Hundewiese aus. Jetzt geht es bergwärts auf der Max-Mell-Allee. Zwischen den Bäumen steht eine Ruine. Dabei handelt es sich um das ehemalige Sommerrefektorium der Jesuiten, das 1654 als Erholungsheim für den Orden errichtet wurde. Später ging es in Staatsbesitz über, nach einem Brand in den 1980er-Jahren bröckelt es langsam vor sich hin.
Götter und Giganten
Bald weitet sich das Wäldchen, links liegt ein Kinderspielplatz, der dem Thema Holz gewidmet ist, das Café Rosenhain ist ins Blickfeld gerückt. Man kann den Hügel entlang der Straße, vorbei an einem eichenen Naturdenkmal, oder querfeldein über die Wiese erklimmen. Der gelbe Pavillon samt großer Terrasse hat eine malerische Lage, die Stadt liegt einem zu Füßen. Peter Rosegger hat im schmalen Gärtnerhaus nebenan übrigens die eine oder andere Zeile verfasst.
„Wenn die Götter von den Giganten aus dem Himmel wären vertrieben worden, so hätten sie sich gewiß keine andere Wohnstätte als diesen Winkel der Welt erwählt“, schrieb Georg Stobäus von Palmburg, von 1584 bis 1618 Fürstbischof von Lavant, schon dereinst entzückt über den Rosenberg. Er war 1603 im Minoritenschlössl zu Gast, das wir, wenn wir der Panoramagasse folgen, weiter oben erreichen. Das Anwesen in der Quellengasse, in die man an der Gabelung links einbiegt, erhielt 1618 den Namen Rosegg.

Gefecht am Rosenberg
Am Haus Quellengasse 68 ist es an der Zeit, den Oberen Plattenweg zu nehmen. In der Hecke rechts neben der Haltestelle versteckt sich das Franzosenkreuz – es erinnert an die am 26. Juni 1809 bei den Kämpfen um Graz gefallenen Soldaten. Gegenwart präsentiert die fast höchste Erhebung unserer Tour: Auf der Ferdinandshöhe wurde 2022 ein neuer Hochbehälter fertiggestellt. Bevor das Trinkwasser in die Grazer Haushalte gelangt, fließt es nämlich durch einen von insgesamt 23 Hochbehältern.
Die Jakobsleiter hinab
Vom Aussichtspunkt führt der Weg weiter zur Saumgasse, die direkt hinunter zum Kreuzwirt führt. Das Traditionsgasthaus wurde von Hans von der Sann – ein Pseudonym für den Oberlehrer Johann Krainz – bereits 1892 erwähnt. Seit 2020 kommen wieder Klassiker der Wirtshausküche im idyllischen Gastgarten auf die Teller. Die Saumgasse mündet schließlich in den Viktor-Zack-Weg. Wer die fahrrad- und kinderwagentaugliche Route vorzieht, der erreicht die gleichnamige Bushaltestelle weiter unten in der Ziegelstraße.
Alle anderen erobern noch den knapp 500 Meter hohen Reinerkogel. Achtung: Abzweigung links in den Wald nicht verpassen! Am Reinerkogel befindet sich auch die Jakobsleiter. Es sind 150 oder 300 oder fast 400 Stufen, die Quellen behaupten da ganz Unterschiedliches, man muss einfach selbst nachzählen. Der „Weg zum Reinerkogel“ führt schließlich zur Grabenstraße, die man quert, um durch die Robert-Stolz-Gasse zur Straßenbahnhaltestelle zu gelangen.

Text: Elke Jauk-Offner
Foto: © Lukas Elsneg