Gerda Rogers – Die Sterne tanzen mit ihr

Sie ist die Grande Dame der Astrologie. Gegenüber Abenteuer Alter erzählte Gerda Rogers über ihre Beziehungen zu den Himmelskörpern und zu den Menschen. 

Gerda Rogers ist Österreichs oberste Kennerin der Sterne und wird von vielen verehrt, die glauben, dass die Welt der Himmelskörper Einfluss auf das menschliche Schicksal nehmen. Ihre Position hat sich die 78-Jährige, wie viele im Steinbock Geborene, hart erarbeitet. Sie agiert nicht als biedere Zukunftsbotin im stillen Kämmerlein, sondern sorgt professionell für Präsenz. Seit rund 30 Jahren stellt sie sich sonntags in den „Sternstunden“ auf Ö3 den Radiohörern, sie trat mutig und selbstbewusst in den „Dancing Stars“ auf, begutachtet in Presse und Fernsehen mit Hilfe der Sterne ihre NachfolgerInnen auf diesem Parkett, hat sechs Bücher verfasst und zählt als stellare Ikone zur Crème de la Crème der österreichischen Society-Ladies. Folgerichtig haben die Medien sie zur Star-Astrologin der Republik geadelt. Wer sie so munter erzählen hört, ist versucht zu sagen: Die Sterne tanzen mit ihr. 

So „nebenbei“ ist Gerda Rogers vor allem eines: eine lebenslustige, aber disziplinierte, neugierige, aber diskrete, erfolgreiche und bodenständige berufstätige Frau. Sie macht denen, die ihr Schicksal in den Sternen suchen, keine strengen Vorschriften, sondern gibt dezente Empfehlungen ab. Sie sagt aufgrund ihrer Erfahrung und dessen, was in den Sternen verborgen ist, was Interessierte erwarten können und gibt ihnen Handlungsanleitungen. Was sie tue, sei schlicht, in die Seele der Menschen zu blicken, sagt die bekannteste Astrologin des Landes gegenüber Abenteuer Alter mit ernstem Ton. Dabei meint sie nicht so sehr die Abgründe der menschlichen Seele, sondern deren Komplexität. Es gebe nichts Interessanteres als den Menschen, lacht sie fröhlich. Dabei betont Gerda Rogers, dass natürlich niemand an die Sterne glauben müsse. Es müsse ja auch niemand zum Arzt oder zum Therapeuten gehen. Was sie den Menschen vermittle, sei eine Art Entscheidungshilfe durch das, was die Sterne ihr über das Schicksal sagen. Die Geheimnisse des Himmels zu deuten und Menschen Hinweise auf das Bevorstehende zu geben macht ihr auf jeden Fall sehr viel Spaß, sagt Gerda Rogers freimütig. Deshalb macht sie das jeden Tag aufs Neue, in Form der Online-Tageshoroskope, in Beratungsgesprächen und sonntags beim Radiosender Ö3. Einer jungen Frau, Steinbock, die Zores mit dem Vermieter hat, macht sie Mut und spricht von der Sonne im vierten Haus und vom Venusmond. Folglich sei in zwei bis drei Jahren eine Wohnungsänderung in Sicht. Bei einer anderen, Stier, die mit ihrem Partner, Widder, Harmonieprobleme hat, sieht sie die Kraft Jupiters am Werk: „Männer wollen das Gefühl haben, sie entscheiden.“

„Was ich tue, ist schlicht, in die Seele der Menschen zu blicken.“

Die Star-Astrologin hat Prinzipien. Wer ein Horoskop wolle, dem trete sie strikt als außenstehende Person gegenüber. Am liebsten ist ihr, wenn sie ihr Publikum nicht persönlich kennt. Wegen dieses Neutralitätsgebotes habe sie für sich selber auch noch nie ein Horoskop gemacht. Durch die ständige Beschäftigung mit den Sternen sei ihr das, was sie selber betrifft, wovor sie sich hüten soll und wo sie vorwärts schreiten kann, ohnehin klar. Am Anfang steht bei Gerda Rogers immer das Geburtsdatum des Menschen, mit dem sie zu tun hat. Dadurch könne sie diese Person charakterisieren und analysieren, feststellen, was mit ihr los ist, erläutern, was sie in ihrem Leben verändern soll und schließlich sagen, was in Schicksalsfragen in den Sternen steht. Das Geburtsdatum ist aber nicht nur bei Menschen ihr wichtigstes Werkzeug. Befragt nach den Erfolgsaussichten einer Zeitschrift sagte sie einmal, die seien sehr gut, weil die Konjunktionen der Sterne bei der Gründung der Zeitschrift günstig gewesen seien. 

„Alleinstehenden Ratsuchenden rate ich, andere schöne Dinge im Leben zu entdecken.“

Die Analysen und Horoskope erstellt Gerda Rogers ganz rasch, weil es muss ja rasch gehen. Die Leute, die sie aufsuchen, wollen Antworten sofort, nicht in drei Wochen. Was sie vermittelt, basiert auf einer Fülle an Erfahrung, Wissen und Lebensklugheit. Auch komplizierte Konstellationen der Sterne, Planeten und Himmelssysteme stehen ihr dank ihres Computers in Sekundenschnelle zur Verfügung. Die Jahrtausende alten Weisheiten der babylonischen Astrologie und das Wissen um den Einfluss der Sternzeichen sind längst ein Computerprogramm. Nur die Schlüsse, die sie daraus zieht, sind „Made by Gerda Rogers“.

Die Sternenlady liebt den Kontakt mit jungen Menschen, denen sie auf Ö3 begegnet, schwärmt sie. Um einen Blick in die Zukunft zu erhaschen, würde sie spontane, präzise Fragen stellen. Wann kommt der richtige Mann? Wann schließe ich mein Studium ab? Bekomme ich einen attraktiven Job? Gehe ich ins Ausland? Seit einigen Jahren erkennt sie im Kontakt mit den Jüngeren, dass auch bei ihnen Themen wie Arbeitslosigkeit und Politik allgegenwärtig geworden sind sowie die allgemeine Verunsicherung vieler Menschen mit dem atemberaubend schnellen Wandel der heutigen Zeit. 

Mit der Nüchternheit des Steinbocks sieht Gerda Rogers viele Anliegen, die SeniorInnen von der Zukunft erhoffen und sie als Mittlerin zu den Sternen zu Rate ziehen. Abgesehen vom logischen Thema Gesundheit gehe es oft um neue Beziehungen. Viele, auch Hochbetagte, würden an nichts Anderes als eine neue Partnerschaft denken, stellt die Astrologin verwundert fest: „Dabei gibt es so viele andere schöne Dinge zu erleben.“ Es sei normal, dass in einer langen Zweierbeziehung irgendwann einer allein zurückbleibt. Dann sollte man sich auch damit arrangieren. Dieselben Personen hätten ja auch beim Thema Arbeit akzeptiert, dass dieses Kapitel vorüber ist. Zu glauben, es sei noch einmal eine Partnerschaft wie vor 30 oder 40 Jahren möglich, hält sie für unvernünftig. Das könne auch im Drama enden. Deshalb empfiehlt sie ihren älteren Gesprächspartnern, andere Beschäftigungen zu suchen, etwa in Ehrenamt, Kunst oder Kultur. Aber eine Partnerschaft wie in jungen Jahren werde und könne es nicht mehr geben. Ob da aus ihr die Sterne sprechen oder ihre Lebensklugheit, lässt Gerda Rogers offen.

Kann einen Menschen, der mit so viel Aufwand und mit Hilfe der Sterne den Blick in die Zukunft richtet, noch etwas überraschen? Die Grande Dame der Astrologie gibt die nüchterne Antwort einer – wie sie sagt – „sehr realistischen“ Steinbock-Geborenen: Naja. Dass die neue Bundesregierung so ist, wie sie ist, habe sie nicht überrascht, es sei zu erwarten gewesen. Sollte sie allerdings eine Einladung zu einer sehr schönen Reise bekommen, dann wäre das für sie schon eine gute, freudige Überraschung. Auch ein Lottosechser würde sie überraschen. Weil sie gar nicht Lotto spielt.

 

 

Johannes Kübeck
Beitrag veröffentlicht am 5. März 2020
Bildquelle: Michael Liebert