Kraftpaket im besten Sinn

Ein Fitnessstudio ist weit mehr als ein effizienter Trainingsort, es ist ein Kommunikationszentrum, gesellschaftlicher Treffpunkt, Wohlfühlplatz, Wellnesstempel, Partnerbörse. Wie man das optimale Studio und das individuell passende Training findet, verrät Martin Wirth, WK-Sprecher der steirischen Fitnessstudios.

Wenn der Körper Muskeln abbaut, werden Bewegungen mit der Zeit mühsamer. Die Folge: Man bewegt sich weniger. Ohne Bewegung schwinden die Muskeln allerdings noch mehr. Genau an diesem Punkt kann, soll und muss man ansetzen. Viele lebensältere Menschen wissen bereits um den Wert eines Muskeltrainings, um länger gesünder zu bleiben. Fitnessstudios haben die Generation längst auch als Zielgruppe erkannt und bieten vielfältige und individuell abgestimmte Programme. 

„Die Fitnessbranche hat sich längst zum Gesundheitsdienstleister entwickelt“, bekräftigt Martin Wirth, Sprecher der steirischen Fitnessstudios in der WK Steiermark, „wir wissen mit vielen Vorerkrankungen wie erhöhtem Blutdruck, Diabetes, rheumatischen oder arthrotischen Beschwerden umzugehen, mehr als 50 Prozent unserer Kundinnen und Kunden sind davon betroffen.“ Mit einem persönlich angepassten Kraft- und Beweglichkeitstraining kann man den eigenen Gesundheitszustand positiv beeinflussen, „bei Bandscheibenvorfällen, die noch keiner Operation bedürfen, lässt sich beispielsweise eine Verbesserung bis hin zur schmerzfreien Phase erreichen“, betont Wirth. 

Das Fitnessstudio ist dabei viel mehr als bloß ein Ort für das gesundheitsfördernde Training – es ist ein gesellschaftlicher Treffpunkt, ein Platz zum entspannten Austausch, eine Plattform für neue Freundschaften, ja sogar eine Partnerbörse. „Vielfach zeichnen sich Fitnessstudios schon durch eine richtige Wohnzimmer- oder Hotelatmosphäre aus. Schließlich trainiert das Auge mit“, sagt Wirth über den Wert eines ansprechenden Ambientes. Das Angebot reicht zudem gerade in Premium-Studios oft über klassische Trainingsmöglichkeiten hinaus und schließt beispielsweise Möglichkeiten wie Wellnessmassagen, Dampfbad oder Physiotherapie mit ein. Kommt man nicht bereits gemeinsam mit Freunden oder Ehepartnern ins Studio – was auch das Durchhaltevermögen stärkt –, so finden sich häufig neue Gruppen zusammen, die nach getaner Körperarbeit noch ins Café gehen oder Kulturveranstaltungen besuchen.

Ein einfacher Test für den eigenen Beweglichkeitsstatus liefert übrigens eine erste Bestandsaufnahme zum Status quo: Kann man den Boden mit den Fingerspitzen oder bestenfalls Handflächen problemlos erreichen, wenn man sich im Stehen nach vorne beugt? Wenn nicht, ist Handlungsbedarf angezeigt. Die Motivation, ein Fitnessstudio regelmäßig zu besuchen, geht häufig mit einem bereits höheren Leidensdruck einher. „Dem Trainingsstart liegt oft ein Schmerzmotiv zugrunde“, bestätigt Wirth. Er sagt auch: Fitnesstraining ist essenziell, muss aber – im Vergleich zu selbstgewählten Sportarten – nicht zwangsläufig immer Spaß machen, aber es wäre freilich der Idealfall.

Aller Anfang ist nicht immer ganz einfach – wie gelingt er am besten? Zuerst muss freilich das passende Studio und das optimale Training gefunden werden. Gut eignen sich Betriebe, die vom Wohnort aus zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreicht werden können und daher nicht zu langer Wegzeiten bedürfen. In einem Beratungsgespräch werden dann Motivation, Vorerkrankungen und Trainingsziele besprochen. Gut ist zudem eine Körperfunktionsanalyse, der eine Einschulung an den Geräten folgt. In einer Testphase lässt sich alles vor Ort genauer kennenlernen. 

Wichtig sind eine gute fachliche Betreuung – vor allem auch über die ersten sechs bis acht Wochen hinaus –, sowie ein zeitsparendes Training, das erste Erfolge rasch spürbar macht. Technische Versiertheit ist für das Training im Studio keine Voraussetzung: Auf modernen Geräten lassen sich persönliche Einstellungen und Anpassungen dank digitaler Unterstützung – per Chipkarte oder Chip-Armband – immer wieder automatisch abrufen. Wesentlich: Überanstrengung soll nicht passieren, aber Unterforderung ebensowenig. 

„Nach sechs bis acht Wochen Training stellt sich häufig eine Stillstandsphase ein“, erklärt Wirth, „der Körper hat sich an die Belastung gewöhnt, es treten keine weiteren Effekte ein. Man sollte das Trainingsprogramm daher anpassen.“ Auch dabei unterstützen in professionellen Betrieben fachliche Expertise und moderne Geräte. Weil trotz aller Hi-Tech-Ausstattung vieler Studios für viele die menschliche Komponente nach wie vor besonders zählt: Ein Blick auf die Website kann bereits im Vorfeld Informationen liefern. Werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vorgestellt oder ist dies nicht der Fall, weil womöglich eine hohe Fluktuation im Unternehmen herrscht oder es kaum Fachkräfte gibt? Ein erster Eindruck lässt sich auch im Beratungsgespräch beziehungsweise in der anschließenden Testphase gewinnen. 

Für zwei Trainingseinheiten zu jeweils 45 Minuten pro Woche sollte man sich Zeit nehmen – und dafür am besten einen Termin mit sich selbst reservieren. „Wer keine Zeit für seine Gesundheit hat, muss sich später viel Zeit für seine Krankheit nehmen“, zitiert Wirth dazu den berühmten Naturheilkundler Sebastian Kneipp. Längerfristig profitiert man nicht nur selbst von körperlicher Betätigung, auch für Unternehmungen mit Kindern und Enkelkindern ist man weit besser und länger gerüstet.

 

 

Ganzheitliche Programme liegen in den steirischen Fitnessstudios gerade bei älteren Menschen im Trend. Sie fokussieren nicht nur auf ein bestimmtes Körperteil oder eine spezifische Muskelpartie, sondern rücken den Menschen gesamt in den Mittelpunkt. Zudem mehren sich gemeinsame Aktivitäten auch außerhalb der Fitnessstudiowände, das reicht von organisierten Schitagen über kombinierte Rad-Zug-Touren bis zur Teilnahme von Teams bei Laufveranstaltungen. Abgestimmt auf die Zielgruppe werden etwa auch eigene Einheiten zum Thema Koordinationsverlust, der zu erhöhter Sturzgefahr führt, angeboten sowie kognitives Training, das die Auge-Gehirn-Verbindung wieder verstärkt aktiviert. Präsent ist zudem das Thema Verlust von Übergewicht, Wirth warnt diesbezüglich vor allem vor unseriösen Angeboten, die nötige Anstrengungen kleinreden: „Abnehmen im Liegen funktioniert nicht.“ 

Ich kann das nicht. Ich fühle mich nicht so gut. Ich bin zu dick. Ich bin zu dünn. Es ist zu heiß. Es ist zu kalt. Ich bin zu groß. Ich bin zu klein. Ich kann gerade nicht. „Ausreden bringen nicht weiter“, redet Martin Wirth allen ins Gewissen. Und es gilt auch: Man ist niemals zu alt fürs Training. Sportwissenschaftsguru Jürgen Weineck fand einst heraus, dass Männer über 90, die vorher gar nicht oder nur kaum trainiert hatten, ihre Muskelleistungskraft innerhalb von dreieinhalb Monaten um 50 Prozent steigern konnten. „Wenn man gesund und fit sein will, kommt man am Muskeltraining nicht vorbei. Man sollte daher einfach den ersten Schritt tun und etwas Geduld mit sich haben.“ Biologisches Alter und Baujahr sind zwei Paar Schuhe, so Wirth, „das Alter der Muskulatur kann gut und gerne 30 bis 40 Jahre jünger sein.“

Text von Elke Jauk-Offner
Bilder von bestfitness, egym und shutterstock
Beitrag veröffentlicht am 30.05.2023