Wenn die Psyche streikt

Schlafstörungen, gedrückte Stimmung, Appetitlosigkeit und mehr: Die saisonal abhängige Depression tritt meistens im Winter auf, kann aber auch im Sommer belasten.

Betroffene finden oft schwer Hilfe oder fühlen sich unverstanden beziehungsweise wenig ernstgenommen. Während die Winterdepression gut erforscht ist und es effektive Behandlungsmöglichkeiten wie zum Beispiel die Lichttherapie gibt, gilt das für die Sommer-Variante nicht. Sie kommt weit seltener vor.

Als mögliche Ursache für die Verstimmungen im Sommer wird die Melatoninproduktion des Körpers gehandelt. Melatonin ist ein wichtiger Botenstoff, der unseren Schlaf-Wachrhythmus regelt. Ausgeschüttet wird das Hormon aus der Zirbeldrüse im Gehirn, wenn es dunkler wird. In Folge werden wir müder und schlafen ein. Wenn die Tage im Sommer länger sind und die Sonne heller strahlt, könnte es zu Störungen bei der Produktion oder Ausschüttung des Hormons kommen. Dies führt zu innerer Unruhe, könnte aber auch andere chemische Prozesse beeinflussen, die schließlich zu einer echten Depression führen. An der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin der Med Uni Graz wird dazu geforscht.

Wenn wir einem geregelten Rhythmus folgen, kann der Körper üblicherweise die Ausschüttung der Neurotransmitter, wie Serotonin und Melatonin, gut selbst steuern. Im Sommer gelten aber meist andere Regeln: Ferien, Urlaube und lange Tage können den Tagesablauf durcheinanderbringen. Sinkt dadurch der Serotoninspiegel, kann es zu depressiven Störungen kommen.

Neben Antidepressiva wird auf Gesprächstherapie und psychologische Behandlung gesetzt, um die Patienten und Patientinnen zu unterstützen, ihren Tagesablauf zu strukturieren, körperliche Aktivität aufrechtzuerhalten und Unsicherheiten und Ängste rund um die Sommerdepression abzubauen.

 

© shutterstock
08.09.2021