Schönheit ist…

… eine Frage der Betrachtung.


Wir wollen ein Zeichen setzen, frei nach dem Motto: Zum Schönsein ist man nie zu alt. Dieses Mal: Astrid (58) und August Bäck (62). 

Astrid und August Bäck kennen sich schon von Klein auf. Sie verloren sich aus den Augen und stießen nach 30 Jahren über Facebook zueinander. Daraus entstand eine tiefe Liebe. Astrid, seit jeher kosmetikaffin, polierte nach ihrem neuen Kennenlernen auch Augusts Äußeres auf: Er bekam einen Umstylinggutschein geschenkt. „Nicht böse gemeint!“, ruft Astrid, „aber notwendig“, ergänzt August. Bei Kosmetik sind sie auch geblieben. August, der seinen Brotjob als Marketingchef des Roten Kreuzes Steiermark kürzlich zurückschraubte, will sich nun auf das gemeinsame Unternehmen Quality Life, in dem die beiden hochwertige Kosmetik verkaufen, konzentrieren.

Für Astrid war Hautgesundheit schon immer wichtig, „die Haut ist das Organ, das uns zusammenhält“, sagt sie. Die Haut regelmäßig zu pflegen, legten ihr bereits die Großmutter und später die Mutter nahe. Gepflegt auszusehen macht selbstbewusst, ist Astrid überzeugt.

Was bringt das Alter mit sich? „Man ist gelassener und muss sich nichts mehr beweisen“, sagt Astrid. August: „Auch das Alter bringt viel Freude, man hat Lebenserfahrung und kann auf so viel Erfahrungsschatz zurückgreifen.“ 

Ihr Styling verändern Astrid und August Bäck laufend, farblich landen sie meist bei Schwarz. August, für den Kosmetik stets ein Begriff aus der Chemie war, legt mittlerweile großen Wert auf regelmäßigen Friseurbesuch für Bart und Haare und würde gerade älteren Männern mit starkem Haarwuchs bei den Brauen ein fachmännisches Augenbrauenzupfen ans Herz legen. Beider Markenzeichen sind die Brillen, die ihre Looks stets aufs Neue verändern. „So ist man immer auf der Suche nach Veränderung. Auch das macht Spaß“, sagt Astrid.   

Text von Daniela Müller
Bilder von Marija Kanizaj
Beitrag veröffentlicht am 01.06.2023

Wir leisten ästhetischen Widerstand

Günther Krabbenhöft und Britt Kanja erfrischen mit ihrem stilvollen Auftreten seit Jahren das Straßenbild Berlins. „Sei einfach du“ ist ihr Motto. Warum „anders zu sein“ trotzdem nicht immer einfach ist, erzählen sie in einem sehr persönlichen Videogespräch. 

G ünther Anton Krabbenhöft erlangte als „Hipster-Opa“ über Nacht international Berühmtheit. Vor einigen Jahren stand der heute 77-Jährige elegant gekleidet wie immer in einer Berliner U-Bahn-Station, als ein Tourist ihn fotografierte und das Foto ins Netz stellte. Es wurde innerhalb kürzester Zeit millionenfach geteilt. Heute gilt er als Stil-Ikone und hat sogar ein Buch geschrieben: „Sei einfach du“. Vor acht Jahren traf er Britt Kanja, sie wurden Freunde und erfrischen mit ihrem modischen Schick und eleganten Benehmen Berlins Straßen und so manche Glamourparty. „Abenteuer Alter“ erreichte die beiden über Videocall in Berlin. Britt Kanja trägt ein creme-olivfarbenes Outfit mit passendem Hut, Günther Krabbenhöft Weste, Hemd mit Fliege in den Farben Hell- und Dunkelblau und einen Bogart-Hut. 

Es ist eine Freude, Sie so zu sehen! Neben Ihnen fühlt man sich sehr „underdressed“. Tragen Sie diese Kleidung auch, wenn Sie sich privat am Sonntag zum Kaffeetrinken treffen?
Britt Kanja: Wir sind immer so gekleidet und leisten ästhetischen Widerstand – ich gehe nicht aus dem Haus, ohne mich wohlzufühlen. In meinem Kleiderschrank befindet sich nur, was zu mir passt, doch ich muss mich in dem, was ich trage, bewegen können. Zuhause bin ich gerne etwas legerer.

Günther Krabbenhöft: Für mich ist der Inbegriff der Lässigkeit, im Pyjama und einem schönen Morgenmantel den Tag zu vertrödeln oder Dinge zu machen, zu denen man sonst nicht kommt. Das bin ich mir wert, das möchte ich haben, ich möchte mich gut fühlen in jeder Stunde des Tages. 

Wie haben Sie sich kennengelernt?
Krabbenhöft: Britt, vor acht Jahren war das? (Britt Kanja nickt.) Wir lernten uns bei einer Vernissage kennen, beim Schleifenladen meines Vertrauens (Krabbenhöft beugt sich nach vor und zeigt seine Masche in die Kamera). Als wir uns das erste Mal gesehen haben, stellte sich für uns die Frage: Wo warst du so lange, wo hast du dich versteckt, warum tauchst du jetzt erst auf? 

Kanja: Günther war mit einer Freundin unterwegs, die zuerst zu mir kam und wir verbrachten dann den gesamten Abend als Dreiergespann. Günther und ich stellten fest, dass wir einen ähnlichen Stil – außen wie innen – bevorzugen.

Günther Krabbenhöft schaffte es auch deshalb zu medialer Prominenz, weil er regelmäßig im Berghain anzutreffen ist. Dieser Club in Berlin ist Sehnsuchtsort vieler Menschen auf der ganzen Welt, die dorthin pilgern, mit der bangen Frage: Komme ich wohl am strengsten wie berühmtesten Türsteher der Welt vorbei?

Wie war das bei Ihnen, Herr Krabbenhöft?
Ich hatte da keine Probleme, zwei Mädels haben mich mitgenommen. Sie sprachen mich auf der Straße an und fragten, wo ich hingehe. Eigentlich wollte ich zu Freunden. Die jungen Frauen meinten, ob ich mit ihnen ins Berghain gehen möchte. Ich habe in Sekundenschnelle entschieden, mitzugehen und meine Verabredung sausen lassen. 

In Ihrem Buch schreiben Sie, Herr Krabbenhöft, viel über Ihre große Leidenschaft, das Tanzen. „Tanzen richtet mich auf, wenn sich die Liebe verabschiedet und der Weltschmerz überhandnimmt“, steht dort beispielsweise, oder „Tanzen tut mir gut, wenn mein Kopf zu platzen droht, weil er angefüllt ist mit Nachrichten, die mich erschüttern.“ In Ihrem Buch rufen Sie Menschen auf, ihre Kraftquellen aufzuspüren und sich mehr auf das Leben einzulassen. Ein schöner Satz heißt dort: „Je älter ich werde, desto mehr traue ich mich, jung zu sein.“ Trifft das auch auf Sie zu, Frau Kanja? Wann wurde in Ihrem Leben wichtig, Stil zu haben?
Kanja: Ich wurde im Alter von 14 expressiv und kleidete mich meiner Stimmung gemäß, vor allem für mich selbst. Ich hege nicht die Intention, die Schönste zu sein, ich erfreue mich einfach meines Lebens und sage dem liebevoll „Hallo“.

Krabbenhöft: Ich habe auch früh gespürt, dass ich anders bin als die Anderen und auch das Bedürfnis habe, mich anders zu kleiden. Es ist schwierig, aus der Masse auszuscheren und ein eigenes Ding zu machen. Aber ich habe gespürt, dass das zu mir gehört und ich es genauso machen muss, wie ich es fühle. 

Waren Sie Außenseiter?
Krabbenhöft: Ja, das würde ich so sagen. Als ich jung war, war die Welt längst nicht so bunt und vielfältig als es heute der Fall ist und wo man mit seinem Äußeren niemanden so schnell erschrickt. 

Braucht es für Stil viel Geld? 

Kanja: Mein Stil ist eine innere und äußere Haltung. Meine Schätze kaufte ich schon immer in Second-Hand-Läden ein. Da ich sehr zart gebaut bin, lernte ich früh, die Kleidung meinem Körper anzupassen und zurechtzuschneiden.

Krabbenhöft: Es ist halt Kreativität gefragt, vor allem aber braucht es einen Blick dafür, was einem steht. Man muss vieles ausprobieren. 

Wie reagieren junge Menschen auf Sie?
Kanja: Ich werde oft angesprochen, noch häufiger, wenn wir zusammen unterwegs sind. Wir bekommen viele Komplimente und hören gerade von jungen Menschen, dass sie sein wollen wie wir, wenn sie selbst einmal älter sind. 

Krabbenhöft: Es wundert einen, dass uns gerade so viele junge Menschen im Fokus haben, die gern wissen wollen, wie man mit Stil und lässig alt werden kann.

Fehlt es jungen Menschen an Vorbildern, wie man mit Stil älter werden kann?
Kanja: Na, sie haben ja uns! Ich denke, vielen war die Frage vorher gar nicht bewusst.

Krabbenhöft: Wenn mir ein junger Mensch sagt, er will einmal sein wie ich, frage ich meist nach dem Alter. Wenn dann als Antwort „25“ kommt, sagte ich: Dann hast du ja noch viel Zeit, um zu schauen und herauszufinden, wer du wirklich bist. Suche, was dich zum Tanzen bringt und dich berührt. Schaue, wer du bist, dann fügt sich alles zusammen.

Kanja: … und ich antworte gern: Die Zeit geht sowieso voran und du wirst bestimmt noch besser.

Was unterscheidet Sie von vielen anderen Menschen in Ihrem Alter?
Krabbenhöft: Ich glaube gar nicht so viel, vielleicht nur bei der Lust und Freude, zu leben. Wenn man älter wird und die Endlichkeit anders vor Augen hat, will man doch automatisch die Zeit, die man noch lebt, mit Freude und Lust verbringen. Die Leute vergessen das zu sehr. 

Kanja: Durch meine, wie ich es nenne, „konstruktive Naivität“, der Offenheit und Leichtigkeit eines Kindes, gepaart mit dem Wissen und der Weisheit einer Dame. Ich erlebe Wohlempfinden daran, mich schön zu kleiden, wie ein Baum, der sich im Frühjahr aus reiner Freude mit seinen schönsten Blüten schmückt. Heute machen das nicht mehr allzu viele Menschen, früher war es üblich, dass man sich schön kleidete.

Krabbenhöft: Die Menschen sollten mehr spüren, was sie glücklich macht, ohne Schere und Schranken im Kopf. Von wegen: In meinem Alter macht man das nicht! Für etwas zu brennen, ist auch im Leben und Alter noch wichtig. Vielleicht unterscheidet uns von anderen, dass wir nie aufgehört haben, Kind zu sein.

Kanja: Dazu gehört jedoch Courage. Erst durch Courage kann man ein wirklich glückliches Leben führen und wird erfahren, man selbst zu sein. Das geht nur, ohne sich Gruppenzwängen unterzuordnen. Wahre Gemeinschaft kann man nur durch Individualität erzeugen.

Sie beide wirken so entspannt, wie geht es Ihnen, wenn Sie Nachrichten hören, wie manche Politiker sich wie Diktatoren benehmen und gern die Zeit zurückdrehen würden?
Kanja: Ich verfolge das Weltgeschehen genau, auch die ganzen Herausforderungen, mit denen wir leben, nur so lassen sich Zusammenhänge besser erfassen. Und je schlimmer es wird, desto mehr Liebesfähigkeit kann ich bewusst in mir selbst, für den anderen und den kleinen Dingen in meiner direkten Umgebung entfalten. Jeder Einzelne ist eine wunderbare Chance, kann Schönes schaffen und an der Minimierung dieses Übels mitarbeiten.

Krabbenhöft: Im Laufe meines Lebens erlebte ich so viele Situationen, etwa als wieder ein neuer Krieg ins Haus stand oder Völker sich untereinander bekämpften. Letzten Endes sind alle Dinge geregelt worden und ins Lot gekommen. Im Moment ist eine irre Aufgeregtheit da, man muss auf andere Ebenen kommen und Dinge sachlich betrachten. Das aktuelle Gefühl, alles überschlägt sich, macht die Klärung von Schwierigkeiten nicht einfacher. 

Wie geht es Ihnen mit dem Älterwerden?
Kanja: Ich lebe gesund und gehe davon aus, dass ich nicht krank werde. Manchmal fühle ich mich auch nicht so wohl, doch ist jeder Tag anders. Ich empfinde jeden Tag als kostbares Geschenk. Ich möchte gesund sterben. Vielleicht noch einmal mit den Rollschuhen um die Ecke biegen.

Krabbenhöft: Ich bin froh, ohne schlimmere Erkrankung durch das Leben gekommen zu sein. Das genieße ich, weiß es zu schätzen und bin dankbar. Ich wünsche mir, gesund alt zu werden, das wünsche ich allen Menschen. 

Kanja: Ja, ich möchte auch gesund sterben. Vielleicht noch einmal mit den Rollschuhen um die Ecke biegen.

Krabbenhöft: … und ich beim Tanzen. 

Letzte Frage: Karl Lagerfeld wird das Zitat in den Mund gelegt, wer eine Jogginghose trage, habe die Kontrolle über sein Leben verloren. Herr Krabbenhöft, besitzen Sie so ein Kleidungsstück?
Krabbenhöft: Natürlich habe ich eine. Die kaufte ich mir während einer kleinen Auszeit, wo ich Sport machen musste, da kann ich ja schlecht mit Hut und Anzug auftauchen. Nun wartet dieses Teil seit Jahren darauf, wieder einmal ausgeführt zu werden. Ich sage jedes Mal: Da kannste lange warten. 

Text von Daniela Müller
Bilder von Krabbenhöft
Beitrag veröffentlicht am 25.05.2023

Was Ehen gut tut und was Gift für Beziehungen ist

In guten wie in schlechten Zeiten! Damit die rosarote Brille nicht schwindet und das Herz weiterhin Luftsprünge macht – Paartherapeutin Monika Wogrolly klärt auf!
Was sind die Grundvoraussetzungen dafür, dass eine Ehe über Jahrzehnte halten und glücklich sein kann?
Wogrolly: Das hängt natürlich von zahlreichen Kriterien ab. Wichtig ist, dass es eine ganz bewusste Entscheidung des Ehepaares ist, gemeinsam durchs Leben zu gehen und Verantwortung füreinander zu übernehmen. Und dass sie dabei grundsätzlich in eine Richtung schauen, ähnliche Werte und eine ähnliche Lebensphilosophie verfolgen. Wenn das weitgehend passt, ist schon einmal eine sehr gute Basis gegeben.

Aber Menschen verändern sich über die Jahrzehnte, es kehrt der Alltagstrott ein. Oft ist es dann das klassische „Auseinanderleben“, das Ehen scheitern lässt. Wie wirkt man da dagegen?
Natürlich besteht dieses Risiko, dass die anfängliche Neugierde, das Interesse, das Brennen für den anderen mit den Jahren nachlässt – aber nur, wenn man es einschlafen lässt. Das heißt, Beziehung ist ein Prozess, an dem man arbeiten und in welchem man achtsam, wachsam und kreativ bleiben muss. Wenn man das übersieht, riskiert man, dass es eines Tages ein böses Erwachen gibt.

Was heißt „wachsam bleiben und an der Beziehung arbeiten“ konkret?
Dass man sich zum Beispiel eine sogenannte unverplante „Paarzeit“ gönnt – unabhängig von Kindern oder stressigem Beruf. Denn grundsätzlich lässt die Dauer einer Beziehung das Interesse ja nicht abflachen. Vor allem dann nicht, wenn man einander immer wieder positiv überrascht, aufmerksam und respektvoll bleibt, sich gemeinsame Zeit ganz bewusst nimmt und das mit positiven Routinen, Ritualen, aber auch mit Spontaneität festigt. Nach etwa fünf Jahren brauchen Menschen aktuellen Studien zufolge erwiesenermaßen neue Reize – in der Beziehung wie im Beruf. Das heißt aber nicht, dass man sich gleich einen neuen Partner suchen soll, sondern dass man beispielsweise schaut, was man gemeinsam Neues machen könnte. Einfach einmal spontan und kreativ sein, das kann die Beziehung wunderbar frisch halten. Es ist wie in einem Garten: Man muss immer mit Motivation und Wohlwollen daran arbeiten, damit es blüht und gedeiht – lässt man das schleifen, verwildert es oder liegt es irgendwann alles brach.

Ist die Ehe für die Qualität einer Beziehung ausschlaggebend?
Wenn Verliebtheit und Romantik die Motive sind, kann das Eheritual, dieses besondere Gelübde, ein durchaus tragendes Fundament für die Beziehung sein. Verheiratete Paare überlegen sich dann auch doppelt und dreifach, dieses gemeinsame Projekt  nach all dem Gefühls- und Zeitinvestment und angesichts des gemeinsamen Lebensplans wieder aufzugeben.

Nicht selten hört man von Eheleuten, dass die Beziehung mit den vielen Jahren sogar besser wird. Was ist da das Geheimnis?
Das ist absolut möglich! Wenn man vieles gemeinsam hinter sich gebracht hat, Höhen und Tiefen, und wenn Krisen gemeinsam gemeistert wurden, dann stärkt und verbindet das gewaltig. Man weiß, dass man einander vertrauen kann, und dass man sich fallen lassen kann – das macht dann eine Beziehung besonders stabil, erfüllend und qualitätsvoll. Aus dem Pflänzchen der Verliebtheit ist ein tief und gut verwurzelter Baum geworden. Das Paar ruht in sich und ist sich sicher – das ist natürlich wunderbar.

Was ist Gift für eine Ehe?
Da gibt es meinem Kollegen John Gottman zufolge die sogenannten „apokalyptischen Reiter“. Das sind Kommunikationsmuster, die absolute Warnsignale und buchstäblich tödlich für eine Beziehung oder Ehe sind. (siehe Infobox) Etwa: Wenn eine Person schon die Mundwinkel herunterzieht und die Augen verdreht, wenn ihr Partner oder ihre Partnerin den Raum betritt. Wenn „gemauert“ wird, also wenn man selbst auf konstruktive Kritik gar nicht mehr eingeht und sie einfach abprallen lässt. Wenn man laufend genervt vom anderen ist und ihn dauernd auf vernichtende Art und Weise kritisiert. Oder wenn überhaupt nur mehr geschwiegen wird. Ganz besonders schlimm: den Partner in der Öffentlichkeit, etwa in einer Freundesrunde, schlecht oder sich über ihn lustig machen.

Und was ist so etwas wie Balsam für eine gute, langjährige Ehe?
Gegenseitiger Respekt, Neugierde und Interesse füreinander. Und Vertrauen ist überhaupt das kostbarste Geschenk, das man einander machen kann, das Fundament einer Beziehung. Wenn man sich sicher sein kann, mein Partner tut nichts, was mir schaden würde, dann kann man sich fallen lassen. Dann ist eine Beziehung erfüllend! 

Wann ist eigentlich eine Paartherapie ratsam?
Immer! Ich empfehle, selbst wenn Beziehungen noch ganz frisch sind, sich zum besseren Kennenlernen ein paar Stunden zu nehmen, um mit einer neutralen professionellen dritten Person Unklares abzuklären oder Altlasten aus vorigen Beziehungen aufzulösen. Es muss nicht immer erst „der Hut brennen“, bis man sich Hilfe holt. Es ist immer lohnend, sich beraten, unterstützen oder von einer auf Paartherapie spezialisierten Expertin helfen zu lassen, wenn es etwas zu deeskalieren gibt. Und es wirkt wie ein Booster für das Liebesleben, wenn man mithilfe eines Therapeuten wie mit einer Lupe auf den Alltag schaut und neue Gestaltungsmöglichkeiten erkennt. Mittlerweile funktioniert Paartherapie ja auch online bereits sehr gut.

Wie findet man Paartherapeuten?
Monika Wogrolly:
www.wogrollymonika.at

Eine Auswahl findet sich auf:
www.psyonline.at

Text von Johanna Vucak
Bilder von Jungwirth und shutterstock
Beitrag veröffentlicht am 18.04.2023

Keine Falten dank Kollagen – stimmt das?

Die Schauspielerin Jennifer Aniston verkündete jüngst, sie verdanke ihre Jugendlichkeit der täglichen Einnahme von Kollagen. Seither boomt der Kauf von Präparaten. Doch was ist dran am Kollagen-Hype? 

Seit wenigen Monaten wissen wir, warum die amerikanische Schauspielerin Jennifer Aniston – mittlerweile auch schon 54 Jahre – so jung und nahezu faltenfrei ist: Sie meditiert täglich und trinkt ihren Morgenkaffee mit Kollagenpulver. Das nimmt sie laut „Harpers Bazaar“ nun seit fast zehn Jahren. Seither sei vieles leichter, angenehmer und besser, nicht nur die Haut und Nägel, auch das Körpertraining, die Ausdauer, der Schlaf. Erwähnenswert ist, dass der US-Star mit einem Kollagen-Anbieter einen Werbevertrag abgeschlossen hat. Die Zusammenarbeit hat seine Wirkung nicht verfehlt: Seit dank Jennifer Aniston diese neue Schönheits-Triade Kollagen als Jungbrunnen durch die Sozialen Medien geistert, fragen sich viele Frauen: Stimmt das? Was ist Kollagen überhaupt und was bringt die zusätzliche Aufnahme?

 

Kollagen wird vom Körper produziert, es ist das dort am häufigsten vertretene Eiweiß und gibt Knochen, Gelenken, Muskeln und Sehnen Halt. Kollagen hält zudem Haut und Bindegewebe elastisch. Je älter man wird, desto weniger Kollagen stellt der Körper selbst her, es bilden sich Falten, die Muskulatur verliert an Elastizität, die Knochen werden spröde. Kollagen kann in Form von Präparaten zugeführt werden, dabei handelt es sich in der Regel um industriell hergestellte Pulver, Kapseln oder Cremes, deren Basis aus tierischen Abfällen besteht; es gibt mittlerweile auch vegane Alternativen. Die Nutzerinnen der im Internet erhältlichen Produkte schwärmen in ihren Bewertungen: Haut wie Samt, Winkearme werden plötzlich straff, Cellulite verschwindet. 

Auch die Versprechungen mancher Hersteller klingen nach Jungbrunnen, doch stimmt das? Expertinnen und Experten sind hier zurückhaltend. Cremes mit Kollagen sollen laut Werbeversprechung in die oberste Hautschicht eindringen und so Falten glattbügeln. In der Forschung hat sich gezeigt, dass diese Wirkung eher durch das in den Cremes enthaltene Wasser erreicht wird, es sei sogar fraglich und nicht nachgewiesen, ob der Wirkstoff überhaupt in die oberste Hautschicht gelangt. Bei Pulvern und Kapseln hat die deutsche Stiftung Warentest einige Produkte untersucht: Demnach gibt es keine wissenschaftlichen Belege, dass die Präparate einen sichtbaren Nutzen für die Anwenderinnen haben. Zwar werde Kollagen vom Darm aufgenommen, inwieweit die Wirkstoffe überhaupt in der Haut und in den Haaren ankommen, ist wissenschaftlich aber nicht bewiesen. Die von den Herstellern gern erwähnten Studien sind oft von diesen selbst finanziert und somit nur bedingt glaubwürdig. Zudem sind die erhältlichen Kollagenpulver Nahrungsergänzungsmittel, deren Hersteller nicht verpflichtet sind, die versprochene Wirkung in Studien nachzuweisen. 

Ein Tipp aus der Redaktion: Falten sind Geschichten, die das Leben schrieb. Es ist einfacher, sie akzeptieren zu lernen, als sie fortlaufend bekämpfen zu wollen. Lehnen Sie sich zurück, genießen Sie Ihren Morgenkaffee mit Milchschaum und schenken Sie Ihre Zeit der Planung des kommenden und hoffentlich wundervollen Tages. 


Text von Daniela Müller
Bilder von Shutterstock und Tinseltown/shutterstock.com
Beitrag veröffentlicht am 11.04.2023

 

Unsere Ehe wird mit dem Alter immer schöner!

„Als wäre es gestern gewesen“, schüttelt Anna Maria Haiden fast ungläubig den Kopf, als sie auf das Hochzeitsfoto in ihren Händen blickt. Während ihr Ehemann Erwin ihr liebevoll in die Augen schaut und meint: „Man glaubt es einfach nicht, dass es schon 50 Jahre her ist, seit wir geheiratet haben.“ Tatsächlich aber haben die pensionierten Wirtsleute im vergangenen Herbst ihre „Goldene“ gefeiert.

An den Tag im Jahr 1972, an dem sie einander das Jawort gegeben haben, erinnern sich die beiden noch ganz genau. „Es war eine absolute Liebesheirat, um die wir sehr kämpfen mussten“, nennt Erwin eines der Geheimnisse, warum ihre Ehe nun schon ein halbes Jahrhundert hält. Anna Maria war nämlich gerade einmal 15 Jahre, als ihr Augenzwinkern dem um fünf Jahre älteren Schneiderlehrling in Wundschuh den Kopf verdrehte. „Sie hat mich schon ein bisschen umworben“, schmunzelt der rüstige Pensionist. Aber: „Natürlich ist sie mir auch aufgefallen – sie war ein sehr hübsches Mädl.“ Bei diesen Komplimenten gerät dann auch Anna Maria, die im Juli 70 wird, ins Schwärmen: „Er war ein sehr fescher, dunkler Typ. Und so braun gebrannt! Das hat mir einfach gefallen.“ Weniger gefallen hat das jedoch den Eltern der künftigen Braut, die Wind von der Leidenschaft der Tochter bekommen und das Gspusi umgehend beendet haben. Anna Maria musste zurück ins elterliche Wirtshaus nach Bad Gleichenberg und Erwin zum Bundesheer. Die beiden  zehrten zwar noch einige Zeit von den vielen Liebesbriefen, die Anna Maria ihrem Erwin geschrieben hat, und von der Erinnerung ans Fensterln, bald aber herrschte Funkstille.
Aber nachdem wahre Liebe bekanntlich nicht erlischt, kam es nach etwa zwei Jahren bei einem Ball in Wundschuh zum erneuen Aufflammen der Leidenschaft – und diesmal sollte es für immer sein. „Ihre Eltern haben das Gasthaus dort geführt. Sie hat am Ball gearbeitet, ich war Gast und wurde damals gerade von einer anderen sehr umschwärmt. Aber Anna Maria war einfach meine Favoritin“, kann sich Erwin noch ganz genau an den alles entscheidenden Abend erinnern.

Nach Abschluss von Lehre und Schule war der Weg dann frei für die Hochzeit und Erwin hielt bei Anna Marias Eltern um die Hand ihrer Tochter an: „Ich bin nach Bad Gleichenberg gefahren und habe mir die Erlaubnis geholt – und sie auch bekommen.“ Geheiratet wurde dann am 12. Juli 1972 in einer Doppelhochzeit. „Mein Bruder ist gleichzeitig mit seiner Frau an den Traualtar getreten“, erinnert sich Anna Maria zurück. Wie auch an die Geschichte mit dem Brautstrauß: „Der erste ist auf dem Friedhof gelandet, weil meine Schwiegermutter ihren Sohn rügte und meinte, ‚mit so etwas kannst du nicht heiraten‘. Mein künftiger Mann ist daraufhin nach Graz gefahren und hat einen neuen Strauß besorgt  – wunderschöne Orchideen waren es“, erzählt Anna Maria und zeigt Fotos von Hochzeit und Hochzeitsreise. Diese hat die beiden mit ihrem schnittigen Opel Rekord Coupé, rot mit schwarzem Dach, nach Tirol geführt.

Im Jänner 1973 haben die beiden dann das Gasthaus in Wundschuh übernommen und es bis 2010 mit großem Erfolg und viel Leidenschaft geführt: „Jetzt ist dort unser Sohn Erwin der Chef und wir springen nur mehr ein, wenn es ganz notwendig ist“, erzählen die beiden, die auch eine Tochter und insgesamt vier Enkelkinder haben, voller Stolz.

Nach dem Rezept für 50 glückliche Ehejahre gefragt, schießt es unisono aus den beiden: „Zusammenhalten und zusammenraufen!“ Und Erwin setzt nach: „Das war früher so, als alles noch mechanisch war, da hat man repariert, wenn etwas nicht in Ordnung war. Heute ist alles elektronisch – wenn es fertiggefahren ist, schmeißt man es weg!“

Ans Wegschmeißen ihrer Ehe haben die beiden übrigens in keiner Sekunde gedacht: „Wir haben die Tiefen einfach gemeinsam durchtaucht. Das schweißt zusammen. Und an Streitereien scheitert eine Ehe sowieso nicht. Die hat es natürlich gegeben, aber das sind ja harmlose Alltagsdinge und Bagatellen, davon zerbricht eine Ehe doch nicht.“  Und Erwin betont noch einmal die Basis für das lange Eheglück: „Es war eine absolute Liebeshochzeit. Wir mussten sehr darum kämpfen!“

Dass man heute so schnell und häufig wieder auseinandergeht, sehen die beiden als ein generelles Zeichen der Zeit: „Es wird heute einfach alles leichter gemacht und leichter genommen – das Zusammenziehen, das Trennen, das Aufgeben von Dingen. Da dachte man früher konservativer und man hat sich alles mehr erarbeiten und erkämpfen müssen – dann gibt man es auch nicht so einfach wieder auf!“

Der Urlaub war damals beispielsweise so eine erkämpfte Sache. „Wir mussten  uns die Zeit dafür fast stehlen. Dafür haben wir uns dann aber auch dreimal mehr gefreut“, erzählt Anna Maria und erinnert sich, wie sehr sie dann stets einige gemeinsame Tage genossen haben. Das machen die beiden übrigens auch heute noch: „Zur Goldenen haben wir wieder eine Hochzeitsreise gemacht – wir waren mit dem Auto in Dänemark“, verrät Anna Maria. Und Erwin lacht: „Diesmal war es ein VW T-Rock, in Curcuma Gelb.“ Reisen ist übrigens eine der großen Leidenschaften, mit der die beiden auch immer wieder frischen Wind in ihre Beziehung bringen: „Belgien, Holland, Luxemburg, die Ostsee wurden bereist.  Heuer wollen wir nach Frankreich fahren. Aber jetzt geht es einmal auf die Schipiste nach Flachau“, geben die beiden Einblick in ihr aktives und harmonisches Eheleben. „Und das wird mit dem Alter immer schöner“, sind sich die beiden einig und freuen sich deshalb schon auf die Diamantene!

Text von Johanna Vucak
Bilder Archiv Haiden
Beitrag veröffentlicht am 04.04.2023