Auf nach Rom – das heilige Jahr der Hoffnung!

Ein „Heiliges Jahr“ macht Rom 2025 besonders attraktiv. Wer daheim bleibt, kann das Jahresmotto „Pilger der Hoffnung“ auch in steirischen Kirchen erleben. 

Das ohnehin unvergleichliche Rom unterscheidet sich heuer mit einer weiteren Besonderheit von allen Städten der Welt. Papst Franziskus hat die Porta Santa, die Heilige Tür in St. Peter, aufgestoßen und 2025 zum „Heiligen Jahr der Hoffnung“ ausgerufen. Die Stadt wartet mit Eindrücken und Erlebnissen auf, die sie nur alle 25 Jahre bereitstellt. Zum „Giubileo“, wie die Römer es nennen, erwartet man mehr als 40 Millionen Besucher:innen, noch einmal fünf Millionen mehr als im Rekordjahr 2024. Wie man weiß, kann das die Rom-Liebhaber seit zwei Jahrtausenden nicht abschrecken. Die Kombination aus Hauptstadt des Christentums, Kapitale der Antike und Weltstadt des Dolce Vita ist so attraktiv, dass Besucher:innen dafür allerhand in Kauf nehmen, was sie Paris oder New York nicht nachsehen würden. 

Wer Rom im „Heiligen Jahr“ erleben will, muss sich also aufmachen oder ein Vierteljahrhundert warten. Langjährige Kenner:innen der Verhältnisse zerstreuen zugleich Befürchtungen, der Andrang zu den Attraktionen dieses Jahres werde zu groß sein und das individuelle Erlebnis schmälern. Das Gemeinschaftsgefühl von Menschen mit und ohne Religion, die sich in diesem Ambiente buchstäblich in Frieden und Freude begegnen, sei durch nichts zu übertreffen, versichert der Theologe und Pädagoge Karl Veitschegger, Fachmann für Pilgerfahrten in der steirischen Diözese. Ihn bestätigt der 88-jährige Reisebürochef Johannes Bretterklieber, der rund seit 60 Jahren Pilgerreisen für die Steirer:innen organisiert. Sie wissen, dass die Stadt und der Vatikan auf Großevents geradezu spezialisiert sind, welche Besucher:innen aller Altersgruppen ansprechen, und anders „ticken“ als robuste Fans großer Sportfeste. 

Der Vatikan – was es zu erleben gibt

Das wird man auf der Scala Santa erleben können, der Heiligen Stiege, die 28 Stufen hinauf zum Lateranpalast führt. Diese Stufen sollen aus dem antiken Jerusalem stammen, Jesus soll auf ihnen zum Verhör durch Pontius Pilatus gegangen sein. Viele Pilger:innen lassen es sich nicht nehmen, die Scala Santa auf den Knien zu erklimmen. Die Stufen sind durch Jahrhunderte der gläubigen Inanspruchnahme stark abgenützt und normalerweise durch hölzerne Planken geschützt. Im Heiligen Jahr werden diese aber beseitigt und Pilger:innen können auf den Knien die steinernen Stufen andächtig hinaufgelangen. Wer schon in einem Heiligen Jahr in Rom war, kann die Erfahrung weitergeben, dass es großen Andrang gibt, aber kein unwürdiges Gedränge. Hilfsbereite Hände sind stets zur Stelle. Selbst Leute, denen das Religiöse fremd ist, belächeln diese Frommen auf der Heiligen Stiege nicht müde, sondern feuern sie freundlich an und ermuntern sie. 

Unvergesslich wird für viele sein, die Heiligen Pforten der vier Hauptbasiliken Roms zu durchschreiten: Petersdom, Santa Maria Maggiore, St. Paul vor den Mauern und St. Johannes im Lateran. Das Besondere: Durch diese Portale kann man die Gotteshäuser nur heuer betreten und dann erst wieder in 25 Jahren. Das vatikanische Personal ist auch hier angehalten, Besucher:innen mit großer Freundlichkeit zu begegnen und etwa Fotowünsche wie Selfies nicht zurückzuweisen. Andere werden Gefallen am omnipräsenten Pilger-Maskottchen des Heiligen Jahres namens „Luce“ finden. Dieses sympathische Wesen mit Kapuze, Pilgerstab und Halskreuz kommt dem japanischen Manga-Stil nahe und steht damit wohl für die Universalität der Kirche und der Stadt Rom.

Papst Franziskus
Papst Franziskus grüßt die Gläubigen. © Ricardo Perna / Shutterstock.com

Rom – eine Reise wert 

HeimischeReisebüros und Veranstalter haben ihre Planungen für das Heilige Jahr längst abgeschlossen und auch die römischen Touristenhotels sind seit gut einem Jahr weitgehend ausgebucht. Bretterklieber betont aber die Fähigkeit der Stadt, stets genügend Kapazitäten zu haben, um auch Kurzentschlossene zufriedenzustellen. In der Stadt am Tiber gibt es neben den Hotels und Pensionen 35.000 Wohnungen, die an Pilger:innen und Touristen:innen vermietet werden. Auch eine Hundertschaft an Pilgerhäusern der Kirche kann gut mit kurzfristigen Anfragen umgehen. Außerhalb von Rom stehen noch einmal hunderte Hotels und Pensionen zur Verfügung. Eines sollten Individualreisende aber berücksichtigen: Das Autofahren und Parken ist in Rom sehr teuer. Bretterklieber nennt für die Verhältnisse ein Beispiel: Die einmalige Einfahrtsgebühr für einen Autobus beträgt 450 Euro. 2024 waren es noch 150 Euro.  

Papst Franziskus, die Kirche, die Stadt und Italien versprechen dafür nicht nur den Gläubigen ein einmaliges Erlebnis. Rom wurde zum Heiligen Jahr buchstäblich herausgeputzt und alle kirchlichen Stätten strahlen im Extraglanz. In keiner Stadt vermengen sich religiöse Emotionen so harmonisch mit touristischer Neugier wie in der Hauptstadt des Christentums. Das wird im Heiligen Jahr noch mehr zutreffen als sonst, wissen Eingeweihte. 

Diese Erfahrungen können heuer Tausende Steirer:innen machen, die in Gruppen oder individuell nach Rom aufbrechen. Die Kirche spielt wieder eine ihrer Kompetenzen aus, die sich salopp als „Reisebüro Gottes“ beschreiben lässt. Fast jede Pfarre organisiert eine Pilgerreise nach Rom und stellt sachkundige religiöse und touristische Begleiter:innen. Den Höhepunkt bildet die fünftägige Diözesanwallfahrt mit Bischof Wilhelm Krautwaschl im Oktober mit fünf Reisegruppen. 

Diejenigen, die im „Heiligen Jahr“ nicht nach Rom fahren können, werden kirchlicherseits nicht alleingelassen. Dieses Ganzjahresereignis findet gewissermaßen auch in der Heimat statt, so Saskia Löser, die in der Diözese alle Fragen rund ums „Heilige Jahr“ betreut. So sind 23 Gotteshäuser im ganzen Land für die Rolle von „Kirchen der Hoffnung“ ausgewählt. Hier soll das hoffnungsvolle Motto des Jahres auf besondere Weise zum Ausdruck kommen. 

Kenner:innen haben einen wertvollen Ratschlag für alle, die Rom heuer wegen des Andrangs zum „Heiligen Jahr“ meiden, aber dieses Erlebnis auch nicht missen wollen. Die beste Besuchszeit ist für sie der Jahresbeginn 2026, also die Monate nach dem Jubiläumsjahr. Dann ist die Stadt immer noch perfekt herausgeputzt, aber die Pilgermassen sind heimgekehrt. 

Text: Johannes Kübeck
Fotos: Vatikan News; © Ricardo Perna / Shutterstock.com
Beitrag veröffentlicht am 21.03.2025