Den Grund kaufte Günter Hopf wegen des idyllischen Teiches, auf die Idee, einen Campingplatz zu machen, wäre er anfangs nie gekommen. Doch manchmal führt eben der Zufall Regie und Hopf führt heute einen der schönsten Campingplätze Europas.
Im Murtal ist es sonnig und ruhig, während über andere Teile des Landes Orkan Sabine hinwegfegt. Am Campingplatz Murinsel ruht sich ein Dauercampingpaar aus Thüringen von der Anreise aus, ein Brite steht mit seinem Hund am Teich und angelt. „Wir haben nur ganz wenige Wintercamper hier. Bei uns bleiben Menschen auf der Durchreise stehen, wir haben aber auch Dauercamper aus Wien, die an einem Winterwochenende schnell mal herfahren, weil sie vor dem Wind flüchten“, sagt Günter Hopf. Er betreibt mit seiner Familie den Campingplatz Murinsel, der kürzlich vom Publikum unter die Top 3 in Österreich gewählt wurde. Seine Gäste sind ruhesuchende 50plus-Menschen, die die familiäre Atmosphäre, den Teich, die Landschaft mögen („Radfahren in der Ebene und eine sanfte Wanderlandschaft“), und es genießen, dass in der Region vieles, vor allem das Essen in den Gasthäusern, ein bisschen günstiger ist als in den großen touristischen Gebieten. Selbst ist er 70 und hat auch einen Wohnwagen am Platz stehen, „am Präsidentenplatz“, schmunzelt er und bittet uns ins winterlich-kalte Innere.
Seit 20 Jahren gibt es den Campingplatz, vor 2000 sei das idyllische Gelände nur eine „Gstättn“ gewesen, sagt Hopf. Auch früher gab es einen kleinen Teich, in dem Hopf als Bub gern gebadet hat, der Grund gehörte dem Baron Gustav Freiherr von Hagenstein. Hopf wurde erwachsen, der Teich geriet in Vergessenheit, bis er ihn 15 Jahre später seiner Frau zeigen wollte. Der kleine Teich war umzäunt, zwischen den Seerosen schwammen Enten, es war sehr idyllisch. Hopf sagte zu seiner Frau: „So etwas möchte ich auch haben.“ Er wurde beim Baron vorstellig, der ihm „nach drei Jahren Überzeugungsarbeit“ 8000 Quadratmeter mitsamt Teich verpachtete, den er später kaufte, einen weiteren Grund kaufte er vom anderen Nachbarn zu. Plötzlich hatte er fünf Hektar Grund, „ich fragte mich: Was tue ich damit?“ Der Boden war karg und unfruchtbar, lediglich Schotter bot der Untergrund, den Bauern, die Gemeinde und das Bundesheer kostenlos abholen konnten. Den Weg zum Campingplatz wies ein Zufall: Hopf hatte ein Unternehmen und handelte mit Kaminöfen, Kachelöfen und Pellets, und für Messebesuche ließ er sich ein Reisemobil umbauen, in dem sich Schauöfen befanden. Eines Tages kam ein Mitarbeiter des Reisemobilherstellers nach Großlobming und beim Anblick auf Grund und Teich ins Schwärmen: Dauercamper müssten her, meinte dieser. Die seien genügsam und man könne im Jahr sicher 10.000 Schilling pro Platz verlangen. „100 Stellplätze mal 10.000 sind eine Million Schilling, abzüglich 500.000 für die Unkosten und 500.000 für mich – ab in den Süden, so dachte ich zumindest“, erzählt Hopf. Ganz so einfach kam es dann nicht, die Suche nach Dauercampern gestaltete sich schwieriger als erwartet. Es wurde in Gratiszeitungen inseriert, ab und zu meldet sich jemand. Hopf wollte in den ADAC-Führer, dort ermahnte man zu Gelassenheit, er solle erst den Platz fertigmachen und im nächsten Jahr komme dann jemand zur Inspektion vorbei, „bis dahin bin ich pleite!“, sagte Hopf, im ADAC-Führer wurde er als „in Bau“ und ohne Bewertung gelistet.
Insgesamt ließ Hopf 5000 Meter Stromkabel verlegen, 1,3 Kilometer Kanalisation, das gesamte Areal wurde ausgebaggert, drainagiert und aufgeschüttet. Mit kleinen Stäbchen steckte er die Straßen aus und ließ einen Freund mit Lkw und Baggeranhänger durchfahren, um zu testen, ob die Straßenführung großzügig genug für das größte Wohnmobil wird. Im ersten Jahr zählte man 270 Nächtigungen, 2.600 im zweiten, sagt Hopf, mittlerweile sei man bei 14.000 angekommen, nach zwölf Jahren waren alle Dauercampingplätze vergeben. Mittlerweile gibt es eine Warteliste, auf der mehr als zehn Namen stehen. Die Familie Hopf hat sich einiges einfallen lassen, um Camper ins entlegene Großlobming zu locken. Mit Erfolg. Beim Camping. Info Award belegte Camping Murinsel unter 23.000 in Europa getesten Campingplätzen Platz 9. Die Gäste kommen vor allem aus Österreich, es sind auch Gäste aus Knittelfeld dabei, die lediglich eine Wohnung besitzen und für eine Jahresmiete zwischen 1.000 und 1.400 Euro einen „Zweitwohnsitz“ in einem Wohnwagen haben. „Diese Gäste wohnen bis zu vier Monate hier und so günstig wie hier kann man den Urlaub nicht verbringen.“ Manche kämen zum Grillen und Baden und würden zum Schlafen wieder heimfahren.