Ingrid Korosec – Ich erlebe eine Entschleunigung

Ingrid Korosec, Präsidentin des Österreichischen Seniorenbundes, sieht durch die Corona-Krise erstaunliche Veränderungen in der Gesellschaft. 

 

Sehr geehrte Frau Korosec, wie geht es der Präsidentin der größten Seniorenorganisation Österreichs mit immerhin rund 300.000 Mitgliedern in der Corona-Krise?

INGRID KOROSEC: Ich bewundere die Arbeit der Bundesregierung in dieser Zeit und bin eigentlich überwältigt, wie positiv alles läuft, wie vernünftig sich die Menschen verhalten.

Sie vertreten die älteren Menschen, die als besonders gefährdet gelten. Was beobachten Sie bei ihnen?

KOROSEC: Generell sind die Älteren vom Virus nicht mehr betroffen als die Jungen, wenn sie keine Vorerkrankungen haben. Aber in der Regel haben sehr viele solche Vorerkrankungen, deshalb müssen sie besonders vorsichtig sein und sich an die vorgegebenen Spielregeln halten. Und das wird wirklich gemacht, zum Beispiel beim Abstandhalten.

Verändert sich der Stellenwert der Älteren in unserer Gesellschaft, weil sie in der Corona-Krise besonders gefährdet sind? Gibt es jetzt vielleicht mehr Respekt?

KOROSEC: Er verändert sich nicht, aber er ist augenscheinlicher geworden. Es ist großartig, wie viele jüngere Menschen konkret ihre Hilfe anbieten! Erstmals kann man das ganz konkret erleben und hört nicht nur: Ja eh, die Omas und Opas sind eigentlich schon wichtig.

Wie erleben Sie im Alltag die Corona-Krise?

KOROSEC: Ich mache Home Office, technisch habe ich die gleichen Möglichkeiten wie in meinem Büro. Es gibt sehr viel zu tun, aber viel weniger Termine und Konferenzen. Vorher hatte ich täglich immerhin 8 bis 10 Termine und dazu noch interne Sitzungen. Insgesamt erlebe ich alles ein wenig entschleunigend. Ich bin überzeugt: Wenn wir diese Herausforderung überwinden, wird Vieles nicht mehr so sein wie vorher, und zwar im positiven Sinn.

Was wird das Erste sein, was Sie nach der Aufhebung der Einschränkungen tun werden? Was vermissen Sie in diesen Tagen am meisten?

KOROSEC: Ich werde meine Kinder und Enkel endlich wieder treffen und sehen und nicht nur über Telefon und WhatsApp mit ihnen verbunden sein. Und mein Fitnessklub geht mir schon sehr ab.

 

Beitrag veröffentlicht am 13. April 2020
Bildquelle: Sabine Klimpt