Damit das Osterfeuer nicht zur akuten Gefahr für Mensch und Tier wird, sind einige Punkte zu beachten. Dazu Herr Offizier Brandkommissär Philipp Huber von der Berufsfeuerwehr Graz im Interview mit Praxistipps.
Dürfen Grundstücksbesitzer Brauchtumsfeuer am eigenen Grundstück entzünden?
Philipp Huber: In der Steiermark gibt es je nach Gemeinde und Region unterschiedliche Regelungen. Ob eine Entzündung möglich ist, hängt von der Gemeinde bzw. Bezirksverwaltungsbehörde und den anzuwendenden Regelungen ab.
Bedeutet dies, dass selbst Nachbargemeinden unterschiedliche Regelungen haben können?
Huber: Genau so ist es. Wenn die Gemeinde A Brauchtumsfeuer genehmigt, bedeutet dies nicht, dass diese auch im Gemeindegebiet B entzündet werden dürfen. Es gibt sogar Fälle, wonach im Ortskern dementsprechende Feuer verboten, aber am Ortsrand erlaubt sind. Weiters sind Regelungen laut der Brauchtumsfeuer Verordnung Steiermark, dem Luftreinhaltegesetz etc. anzuwenden.
Können Brauchtumsfeuer auch von der Gemeinde und Behörde abgesagt werden?
Huber: Ja, Brauchtumsfeuer können eingeschränkt oder auch komplett untersagt werden. Starke Winde oder vorherrschende Trockenheit können auch kurzfristig zu einem Untersagen der Brauchtumsfeuer seitens der Behörde führen. Es ist anzuraten, sich wenige Tage vor dem Entzünden nochmals bei der Gemeinde oder der Bezirksverwaltungsbehörde über die Zulässigkeit des Brauchtumsfeuers zu informieren.
Nehmen wir an, das Entzünden des Osterfeuers ist in meiner Gemeinde erlaubt. Kann ich dann einfach drauf loslegen?
Huber: Nein, hier sind noch die gesonderten Auflagen wie Abstände, welche sich detailliert in der Verordnung nachlesen lassen, anzuwenden. Im Sinne der Verordnung zählen auch Hecken zum Baumbestand.

Kann ich beim Aufbau des Oster-feuers bereits die Sicherheit erhöhen?
Huber: Ja, die in der Verordnung angegebenen Abstände sind Mindestabstände, ein größerer Abstand zu entflammbaren Gegenständen erhöht die Sicherheit erheblich. Das Brauchtumsfeuer soll mit Augenmaß und Hausverstand angehäuft werden. Übergroße Feuerstellen sind für einen Laien sicher schwieriger zu managen als ein Feuer wesentlich geringeren Ausmaßes. Das Bewässern des Untergrundes kann einen Flächenbrand verhindern. Das Feuer darf auf keinen Fall um oder auf einem noch eingewurzelten Baumstumpf entfacht werden.
Sie haben gerade den Baumstumpf besonders betont. Wieso?
Huber: Wenn man das Osterfeuer auf einem Baumstumpf lagert, der noch eingewurzelt ist, kann es passieren, dass das Feuer nach unten brennt. Hier beginnt das Wurzelwerk des Baumes großflächig unterirdisch zu brennen. Dies ist bei der Bekämpfung der Vegetationsbrände mit Abstand die schwierigste Brandbekämpfung. Es handelt sich um das sogenannte Erdfeuer.
Gibt es noch weitere Punkte, die ich hier einfach zur Erhöhung der Sicherheit anwenden kann?
Huber: Ja, eine der absoluten Grundregeln ist es, ein Feuer niemals unbeaufsichtigt zu lassen. Nur die Aufsicht ermöglicht es, drohende Gefahren zu erkennen, um dementsprechend eingreifen zu können. Bei aufkommendem Wind, der einen erheblichen Funkenflug auslöst, sollte das Feuer gelöscht und die Umgebung nach weiteren Bränden abgesucht werden. Es macht Sinn, die erste Löschhilfe wie einen Wasserschlauch oder Ähnliches für den Brandfall herzurichten, um diese im Ernstfall schnell griffbereit zu haben.
Reicht es, das Feuer vollständig unter Aufsicht abbrennen zu lassen oder müssen hier noch gesonderte Löscharbeiten durchgeführt werden?
Huber: Es sollte ausreichend Wasser auf das Feuer gegossen werden. Damit auch Glutnester im Untergrund gelöscht werden, empfiehlt es sich, mit einem Eisenrechen die Brandrückstände durchzurühren und erneut mit reichlich Wasser zu überschütten. Wenn die gesamte Asche bereits gut durchfeuchtet ist und kein erneuter Rauch beziehungsweise Dampf beim Übergießen mehr aufsteigt, ist es ein guter Indikator dafür, dass das Feuer vollflächig gelöscht ist. Die Löschung sollte man am nächsten Tag kontrollieren und eventuell wiederholen. Sollte das Feuer nicht nachgelöscht werden, ist es zu empfehlen, die Asche über einen längeren Zeitraum bis zum vollständigen Erkalten zu beaufsichtigen.

Als Offizier der Berufsfeuerwehr Graz können Sie sicher auf einige Einsätze zurückblicken. Welche der vorangegangenen Tipps sind auch auf den Brandschutz zu Hause
anzuwenden?
Huber: Nahezu alle Punkte können ident oder leicht abgewandelt zur Anwendung kommen und insbesondere erweitert werden. Als absolut empfehlenswert für den Innenraum sehe ich die Installation von Rauchmeldern. Sollte eine Gastherme oder ein festoffbefeuerter Ofen vorhanden sein, ist die Installation eines Kohlenmonoxidmelders ebenfalls empfehlenswert. Diese akustischen Warnmelder können Leben retten und erheblichen Sachschaden abwenden, eine Nachrüstung zahlt sich aus.
Löschmittel wie Feuerlöscher unterliegen verschiedensten Klassifizierungen, die durch die angedruckten Buchstaben für Konsument:innen ersichtlich sind. Welcher Feuerlöscher gehört Ihrer Meinung nach in jeden Haushalt?
Huber: Das ist der ABF-Löscher. Dieser ist ein universell einsetzbarer Feuerlöscher, der für nahezu jeden Einsatzbereich im privaten Haushalt geeignet ist. Dieser Löscher ist für FESTE STOFFE (A), FLÜSSIGE oder FLÜSSIG WERDENDE STOFFE (B) und für FETTE und SPEISEÖLE (F) geeignet.
Ist bei der Handhabung beziehungsweise bei der Aufbewahrung eines Feuerlöschers etwas zu beachten?
Huber: Feuerlöscher sind nur für die Bekämpfung von Entstehungsbränden geeignet und sollten mit einem Sicherheitsabstand von circa einem Meter eingesetzt werden. Bei eingehaltenem Überprüfungsintervall von zwei Jahren ist ein Feuerlöscher mehrere Jahre einsatzbereit.
Wo kann man seinen Feuerlöscher auf Funktionalität überprüfen lassen?
Huber: Hierfür gibt es in Österreich Unternehmen, die diese Dienstleistung übernehmen. Auch diverse freiwillige Feuerwehren bieten regelmäßig Termine an, bei denen Unternehmen vor Ort die Überprüfung durchführen.
Sollte man zusätzlich beim Kauf eines Feuerlöschers auf noch etwas achten?
Huber: Ja, ein Feuerlöscher sollte nach der gültigen Ö-NORM hergestellt sein. Aus diesem Grund ist bei Käufen über das Internet besondere Vorsicht geboten. Online angebotene Feuerlöscher, die auch nach Österreich geliefert werden, müssen nicht dem österreichischen Sicherheitsstandard ent
sprechen.