Pfleger Hannes Fink: Es war die Entscheidung meines Lebens!

VOM TECHNISCHEN ZEICHNER ZUM PFLEGEASSISTENTEN

Während andere Anfang 50 bereits in Richtung Pension schielen, hat Hannes Fink einen beruflichen Neustart gewagt  und damit seine absolute Berufung gefunden! In die Pflege zu gehen, war für ihn die die Entscheidung seines Lebens – und für die Pflegeheimbewohner „ein Segen“!

„Wir lieben ihn, er ist ein wahrer Engel“, schwärmen die Bewohner im  Seniorenwohnheim Compass in Heiligenkreuz/Waasen von „ihrem“ Pfleger Hannes. Wenngleich: Alle, die sie dort und in anderen Pflegeeinrichtungen arbeiten und sich mit viel Engagement und Herz um ältere Menschen kümmern, sind sie Engel. Aber: „Der Hannes ist wirklich ein Segen für uns“, freuen sich die betagten Leute ganz besonders, wenn  der „sympathische Herr“  wieder im Haus ist. Dort ist er 57-Jährige vor fünf Jahren im wahrsten Sinne des Wortes angekommen.

Er erzählt: „Eigentlich bin ich gelernter technischer Zeichner und habe viele Jahre im Bereich Innenarchitektur gearbeitet – Häuser und Wohnungen gezeichnet und geplant. Auch da war das genaue Zuhören und Eingehen auf meine Auftraggeber schon eine Grundvoraussetzung.“  Anfang 50 kam dann jedoch eine Phase, in der ihm sein Beruf „nicht mehr so wirklich gepasst und erfüllt hat.“  Und weil er im Rahmen der Betreuung seiner Schwiegereltern spürte, dass ihm die Pflege nicht nur liegt, sondern auch  große Freude bereitet, hat er kurzerhand eine Ausbildung zum Pflegeassistenten absolviert. Dieses Feuer ist dann im Vorpraktikum und während der  Praxiswochen in diversen Landesspitälern und Pflegeeinrichtungen so richtig entflammt: „Als mir dann das Compass eine Stelle angeboten hat, habe ich sofort zugesagt. Die Entscheidung meines Lebens! Denn seither bin ich noch keinen einzigen Tag ungern in die Arbeit gegangen.“

Auf die Frage, was ihn so beliebt macht, setzt Hannes Fink sein sympathisches Lächeln auf und meint: „Das müssen wohl andere beantworten. Aber vielleicht liegt es an meiner Ruhe und meiner Geduld und daran, dass ich ältere Menschen ganz einfach und ehrlich mag. Das spüren sie wohl.“  Sichtbar wird das immer wieder, wenn er etwa geduldig dem Schlaganfallpatienten die Suppe in den Mund löffelt, wenn er der dementen Dame sanft die Hand drückt, mit einer fröhlichen Runde unter der Laube Karten spielt oder mit einer Bewohnerin ein Tänzchen macht. Dann leuchten die Augen! „Und auch mir macht das Freude – vor allem aber macht es für mich unglaublich viel Sinn. Ich habe in der Pflege meinen absoluten Traumberuf gefunden“, betont der Spätberufene. Eine Lebenseinstellung, die beispielsweise auch bedingt, dass die betagten Menschen von Hannes niemals ein „jetzt nicht“  zu hören bekommen. Bei ihm heißt das stets: „Ich komme gleich!“ Ein kleiner Unterschied mit ganz großer Wirkung!

Und wohl auch eine der Ursachen dafür, dass Pflegepersonal heute Mangelware ist: „Man muss da einfach mehr als nur gewisse Rahmenbedingungen sehen. Ja, man muss über diese vielleicht sogar oft hinweg sehen und einfach mit Leib und Seele bei der Sache sein. Mit der Entscheidung, diesen Beruf zu machen, entscheidet man sich,  für Menschen, die Betreuung brauchen, voll und ganz da zu sein – und nicht dafür, irgendeinen Job zu machen. Diese Lebenseinstellung braucht es wohl, um in der Pflege gut, dauerhaft und für sich erfüllend tätig sein zu können. Der Sinn der Arbeit steht da über allem anderen. Das muss Berufung, Lebensphilosophie und ein großes Stück vom eigenen Ich sein.“ Denn immer wieder bekommt er auch zu hören: Das könnte ich  nie machen!“ Für Hannes Fink sind solche Bemerkungen aber ein Zeichen für ein Problem, dass die jeweilige Person mit dem eigenen Älterwerden hat – Devise: Wegschauen und verdrängen, so lange es geht!

Dass er als Mann ein Exote in der Frauendomäne Pflege ist, ist für Hannes Fink übrigens absolut kein Problem. „Im Compass bin ich unter 22 Kolleginnen quasi der Hahn im Korb“, lacht der Quereinsteiger. Betont aber auch: „Es gibt tatsächlich noch Menschen, die bezweifeln, ob ein Mann diesen Beruf überhaupt gut genug ausüben kann.“ Wie er das kann, zeigt er nicht zuletzt, wenn er wieder einmal wie der Blitz losschießt, wenn die Glocke läutet: „Die Menschen, die Betreuung brauchen, sind das Allerwichtigste!“ Deshalb schaut Hannes auch nicht immer exakt auf die Uhr, wenn es Richtung Dienstschluss geht: „Manchmal dauert es halt ein bisschen länger. Hauptsache, die Arbeit wird in Ruhe fertiggemacht“, lautet sein Credo.

Trotz seines erfüllenden Arbeitslebens genießt Hannes aber natürlich auch seine Zeit außerhalb des Berufs: „Da bin ich am allerliebsten in der Natur – Schifahren, Schwimmen, Walken, Spazieren.“

Was er sich bei aller Begeisterung für seinen Job dennoch wünschen würde? „Vielleicht den einen Kollegen oder die andere Kollegin mehr, um noch mehr Zeit mit den Bewohnern verbringen zu können – ohne Zeitdruck auf der Terrasse sitzen und zuhören, wenn jemand Geschichten aus seinem Leben erzählt, Karten spielen, Kastanien braten, Feste feiern, tratschen. Das sind unglaublich schöne und besonders wertvolle Momente.“  Und die möchte er mit „seinen“ Bewohnern so oft und so lange wie möglich genießen: „Wenn ich fit bleibe, ist das ganz bestimmt mein Traumberuf bis zur Pension!“

Text von Johanna Vucak
Bilder von Philipp Podesser, beigestellt
Beitrag veröffentlicht am 07.03.2023

Politik-Montag: Doris Kampus – Dort hinschauen wo es nicht gut läuft

Zur Sorge Corona kam auch die Sorge Inflation. Mag. Doris Kampus (54), die Soziallandesrätin der Steiermark, hat besonders die Schwächsten in der Gesellschaft im Visier.

Die ältere Generation hat schon seit zwei Jahren mit der Corona-Pandemie zu kämpfen. Was macht das mit den Menschen?

DORIS KAMPUS: Was die sozialen und psychologischen Aspekte betrifft, machen mir zwei Gruppen besonders Sorge. Das sind die Kinder und die Jugendlichen und natürlich die älteren Menschen. Das sieht man auch in der Seniorenstudie von Abenteuer Alter, zu der ich nur gratulieren kann. Auch wenn diese Ergebnisse sich auf die Zeit vor der Pandemie beziehen, zeigen sie, wie groß das Thema Einsamkeit bei den Älteren ist. Ich freue mich, dass diese Studie zeigt, wie viele ältere Steirerinnen und Steirer sich wohlfühlen und dass es ihnen gut geht. Aber mein Job als Soziallandesrätin ist es, dort hinzuschauen, wo es nicht so gut läuft.

Glauben Sie, die Befragten stellen ihre Befindlichkeit besser dar als sie ist?

KAMPUS: Viele in dieser Generation geben nicht so gerne zu, dass es ihnen nicht so gut geht. Ich glaube, unsere gemeinsame gesellschaftliche Aufgabe muss es sein, da hinzuschauen. Wenn man die Oma fragt, wie geht es dir, sagt sie: ‚Passt schon, passt schon‘. Das sagt sie sogar, wenn etwas nicht mehr passt. Ich glaube, diese Gruppe ist unter Corona eher größer geworden. Die Menschen haben sich ein Stück zurückgezogen. Das macht mir große Sorgen.

Braucht es vielleicht neue Wege, um in dieser Situation an die Seniorinnen und Senioren heranzukommen?

KAMPUS: Ich bin kein ausgesprochener Fan der neuen Medien, aber sie sind schon auch eine Chance, wie man noch teilhaben kann. In den Familien hat das geholfen, indem die Großeltern über Whatsapp trotz Lockdown etwas Verbindung mit den Enkeln hatten. Das macht viel aus, dass man auch die ältere Generation auf diese Weise einbindet. Auch die Seniorenverbände haben sich darauf eingestellt. Sie bieten jetzt Schulungen und Kurse an, damit sich diese Welt für alle öffnet. Wir beteiligen uns da durch die Finanzierung etwa des Seniorenbeirates oder von Computerkursen.

Zur Sorge wegen Corona ist für viele Menschen die Sorge um’s Geld gekommen, weil die Inflation so stark geworden ist wie seit vielen Jahren nicht mehr. Wie sehen Sie das?

KAMPUS: Die Teuerungswelle trifft die Älteren doppelt hart. Wir haben Zahlen dazu, die mich betroffen machen, weil die Teuerung vor allem die Gruppe 60+ sehr trifft. Wir haben zum Glück zwei Instrumente, mit denen wir das teurer gewordene Wohnen unterstützen, die Wohnunterstützung und der Heizkostenzuschuss. Bei der Wohnunterstützung sind mehr als die Hälfte der 8.000 Bezieher Pensionistinnen und Pensionisten. Das finde ich ganz schlimm. Beim Heizkostenzuschuss sind es mehr als zwei Drittel von fast 9.000. Wir haben den Heizkostenzuschuss von 120 auf 170 Euro erhöht, um dagegenzuhalten, aber da braucht es auch andere Bemühungen, zum Beispiel bei der Höhe der Pensionen.

Die Älteren wissen aus ihrem Leben, was Inflation ist, die jüngeren Generationen aber nicht. Hilft dieses Wissen etwas?

KAMPUS: Die, für die ich mich zuständig fühle, also MindestpensionistInnen oder BezieherInnen der Ausgleichzulage, sind ganz besonders betroffen. Wir brauchen im Sozialsystem mehrere Stellschrauben, einen Teil davon machen wir in der Steiermark mit diesen Hilfen beim Wohnen und Heizen und in anderen Bereichen. Wir brauchen aber auch eine Bundesregierung, die bei den Pensionen hinschaut. Und es ist verstörend, dass es noch immer und massiv zur Diskriminierung der Älteren kommt, nur auf Grund von Alter. Bei den Banken fragen sie, braucht man im Alter wirklich unbedingt einen Kredit? Aber auch in dieser Generation hat man zum Glück viele Wünsche, aber auch Notwendigkeiten. Man muss ein Bad umbauen oder andere altersgerechte Investitionen vornehmen. Was es im Bereich der Banken und Versicherungen immer noch an Altersdiskriminierung gibt, ist unglaublich.

Zu den Leistungen Ihres Ressorts gehört auch die Seniorenurlaubsaktion. Wie ist die unter Corona-Bedingungen gelaufen?

KAMPUS: Wie andere Entwicklungen. 2020 durften wir es gar nicht anbieten wegen der Corona-Lage. 2021 haben wir es wieder angeboten, aber die Nachfrage war schaumgebremst. Wir hätten mehr Plätze für diese Urlaube gehabt als in Anspruch genommen wurden. Ich schätze diese Möglichkeit sehr und treffe mich mit den Leuten und plaudere gern mit ihnen. Da gibt es teilweise Gruppen aus den Bezirken, wo man sich untereinander schon kennt. Ganz viele sind im Vorjahr aber nicht mitgefahren, weil sie sich nicht getraut haben. Für mich wäre es das Schlimmste, würde das so bleiben.

Die Seniorenstudie von Abenteuer Alter hat ergeben, dass viele dieser Altersgruppe noch arbeiten. Was halten Sie davon?

KAMPUS: Ich befürchte, diese Medaille hat zwei Seiten. Es gibt eine Gruppe, die das nicht ganz freiwillig macht, weil ihre Pension zu gering ist, um den Lebensstandard halbwegs zu halten. Das gefällt mir nicht, weil eigentlich sollten die Pensionen in Österreich für Menschen, die so lange gearbeitet haben, so sein, dass man gut  davon leben kann. Natürlich kommt noch die Frauenproblematik dazu: Sie haben weniger Versicherungsjahre, die Kinder betreut, und oft nur halbtags gearbeitet. Die andere Seite der Medaille sagt: ‚Jetzt bin ich Anfang 60, eigentlich geht es mir super, aber ich würde gerne noch Anteil haben und ich mache nebenher noch was‘. Das finde ich super. Und dazu kommt, dass wir jetzt auf dem Arbeitsmarkt die Chance, ein besonderes Zeitfenster, haben. Bisher hat es immer mehr Angebot als Nachfrage gegeben und jetzt ist daserstmals anders. Die Betriebe suchen händeringend Leute und jetzt haben erstmals auch Menschen der Generation 50+ eine realistische Jobchance.

Der Pflegenotstand wegen des Personalmangels in Spitälern und Heimen ist ein großes Problem, das zum Teil auch in Ihre Zuständigkeit fällt. Was muss geschehen, dass die Pflege gerade für die Älteren nicht zusammenbricht?

KAMPUS: Gemeinsam mit meiner Kollegin Juliane Bogner-Strauß bringen wir da einiges weiter. Wir haben schon vor fünf Jahren eine Pflegestiftung ins Leben gerufen, die hat schon 1.500 Arbeitslose ausgebildet oder sie sind in Ausbildung. Der Bedarf steigt nicht nur wegen der demografischen Entwicklung, sondern zum Beispiel auch deshalb, weil viele Pflegende am Ende ihrer Kräfte sind und eine Auszeit brauchen.

Beitrag veröffentlicht am 06.04.2022
© Peter Drechsler
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