Wir sind nicht zum Alleinsein geboren

Stefan Zisser führt das Partnerinstitut Sunshine in Zeltweg und ist seit zwei Jahrzehnten im Geschäft. 15.000 Gespräche hat er bisher mit partnersuchenden Menschen geführt.

 

Herr Zisser, über welche Wege kommen Menschen zu Ihnen?
Zisser: Die meisten melden sich auf Inserate, die ich in Tageszeitungen schalte. Mein Hauptklientel ist zwischen 50 und 90 Jahre, es sind in der Regel gut situierte Menschen, die die Chance wahrnehmen wollen, auf diese Weise einen Lebensabschnittspartner zu finden. Seit Corona habe ich mehr Anfragen als sonst. 

Wie läuft die Suche ab?
Es gibt zunächst ein unverbindliches, kostenloses Treffen, ich nehme die Daten auf, die Person erzählt von ihrem Leben, von den Hobbys und beschreibt, wie sie sich den Partner vorstellt. Meist fallen mir da schon ein paar Herrschaften ein, die passen würden. Ich berate über künftige Treffen, die stets auf neutralem Boden stattfinden sollten. Es ist von Vorteil, sich mit mehreren Personen zu treffen. Das sollte man aber pragmatisch und locker sehen: Wenn es nicht funkt, hat man einen neuen Menschen kennengelernt, mit dem man auch in Kontakt bleiben kann. 

Wie sieht es mit den Kosten aus?
Das Erstgespräch ist unverbindlich und kostenlos, danach fallen Kosten an. Die variieren, je nach Leistung. Doch lassen Sie mich mit einem Vergleich antworten: Wenn Sie ein Haus suchen, müssen Sie einen Makler zahlen. Das macht man, weil man das Haus will. Bei der Partnervermittlung gibt es diese Selbstverständlichkeit noch nicht, dass auch die Vermittlung von Kontakten etwas kosten darf.

Wie erleben Sie partnersuchende Männer, wie Frauen?
Ich beobachte immer wieder, dass sich Männer nach dem Verlust oder dem Weggehen der Partnerin schwerer tun als Frauen. Doch beide Geschlechter sind sich einig darin, dass niemand zum Alleinsein geboren ist, meine Klienten gehen an diese Sache positiv heran. Im Schnitt kann man sagen, dass zwischen dem vierten und siebten Treffen der passende Partner gefunden wurde. 

Was unterscheidet ältere partnersuchende Menschen von jüngeren?
Bei älteren Menschen ist das ein bewussterer Prozess. Viele Menschen, die zu mir kommen, waren eine Zeit lang alleine und sind draufgekommen, dass das Leben mit Partner doch schöner wäre. Es geht oft darum, jemanden zu haben, mit dem man sich zeigen kann, ich habe viele Klienten, die nicht mehr eingeladen werden, wenn der Partner verstirbt! Man will gut essen gehen, verreisen, auch die Sexualität ist für viele Menschen noch ein wichtiges Thema, das wird auch offen angesprochen. Da bin ich oft richtig erstaunt. 

Welche Ansprüche haben Ihre Klienten? 
Die Ansprüche sind schon hoch, mehr bei den Damen als bei den Herren. Viele meiner Klientinnen waren ihr ganzes Leben für andere da, und wollen nun mehr auf sich selbst schauen. ,Ich möchte noch einmal leben’, höre ich oft. Die aktuelle Seniorengeneration genießt und reist lieber, als Enkel zu hüten und das Geld an die kommende Generation weiterzugeben. Dass übrigens Männer jüngere Frauen wünschen, kann ich überhaupt nicht bestätigen. Die meisten meiner Klienten wollen Partner in ihrem Alter. 

Was hindert reifere Menschen daran, einen Partner zu finden?
Viele reifere Menschen sind nach Schicksalsschlägen schwermütig geworden. Statt nach vorne zu blicken, beschäftigen sie sich zu sehr mit negativen Dingen.

Welche Ansprüche haben Ihre Klienten? 
Die Ansprüche sind schon hoch, mehr bei den Damen als bei den Herren. Viele meiner Klientinnen waren ihr ganzes Leben für andere da, und wollen nun mehr auf sich selbst schauen. ,Ich möchte noch einmal leben’, höre ich oft. Die aktuelle Seniorengeneration genießt und reist lieber, als Enkel zu hüten und das Geld an die kommende Generation weiterzugeben. Dass übrigens Männer jüngere Frauen wünschen, kann ich überhaupt nicht bestätigen. Die meisten meiner Klienten wollen Partner auf Augenhöhe. 

Was hindert reifere Menschen daran, einen Partner zu finden?
Viele reifere Menschen sind nach Schicksalsschlägen schwermütig geworden. Statt nach vorne zu blicken, beschäftigen sie sich zu sehr mit negativen Dingen. Wer sich scheut, selbst einen Partner zu suchen, kann in einer seriösen Zeitung auch ein Inserat aufgeben. Tipp von mir: Nur unter einer Chiffré-Anzeige schalten, nie eine Telefonnummer angeben! 

 

Daniela Müller
Beitrag veröffentlicht am 11. August 2020
Bildquelle: Shutterstock