Barbara Gross: Ich bin über die Lockerungen überglücklich

Barbara Gross, ehrenamtliche Vorsitzende der Volkshilfe Steiermark, war seit Mitte März im Home-Office bzw. in Heim-Quarantäne.

Wie gehen Sie mit den Einschränkungen in der Corona-Krise um?

BARBARA GROSS: Ich habe mich an die Anweisungen der Regierung gehalten, auch wenn mir der Inhalt und der Tonfall nicht immer gefallen hat. Also bin ich seit Mitte März zu Hause im Home-Office und praktisch in Quarantäne und werde von meiner Schwester Ingrid versorgt. Sie kauft zum Beispiel für uns beide ein.

Und wie ergeht es Ihnen in dieser Situation?

GROSS: Es ist ja nicht Einsamkeit, was ich erlebe, aber nicht in gewohnter Weise kommunizieren zu können, ist hart. Deshalb bin ich überglücklich, dass jetzt einige der Maßnahmen gelockert sind, dass wieder ein normaleres Familienleben möglich ist. Ich habe zum Beispiel die Geburtstage meiner Nichte und meines Neffen nur am Gartenzaun feiern können. Das tut weh.

Wie erleben sie die Situation als Vorsitzende der Volkshilfe Steiermark?

GROSS: Als ehrenamtliche Vorsitzende war ich es gewöhnt, immer viel in den Einrichtungen unterwegs zu sein, um mit den Menschen, die wir betreuen dürfen, direkten Kontakt zu haben. Das vermisse ich sehr, auch der Kontakt mit MitarbeiterInnen. In Telefonkonferenzen ist schon etwas Anderes, als mit den Menschen direkt zu reden.

Die Volkshilfe ist seit Beginn der Corona-Krise noch viel mehr als sonst im Einsatz für das Wohlbefinden der Menschen, die wir betreuen. Die letzten Wochen waren für unsere BewohnerInnen, MitarbeiterInnen aber auch für die Angehörigen nicht einfach. Eine Begebenheit in unserem Pflegeheim in Vordernberg hat mir geradezu ins Herz geschnitten. Eine Heimbewohnerin musste ihren 100. Geburtstag ohne ihre Angehörigen feiern. Da ist sie mit Tränen in den Augen am Fenster gestanden, als ihre Familie und die Musikkapelle ihr vor dem Haus ein Geburtstagsständchen gespielt hat.

Was wird das Erste sein, wenn die Maßnahmen gegen die Verbreitung des Virus noch mehr gelockert werden?

GROSS: Wenn alles halbwegs vorbei ist, werde ich als erstes meine Nichte und meinen Neffen umarmen. Das vermisse ich sehr.

Beitrag veröffentlicht am 3. Mai 2020
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